Den Nachbarn nicht verärgern

■ Neuseelands Premierminister bereist Indonesien und bekräftigt die Anerkennung der Annexion Osttimors

Sydney (ips) – Neuseelands Premierminister Jim Bolger gibt sich fest entschlossen, Wirtschaftsbeziehungen zu Indonesien nicht durch allzu großes Beharren auf der Einhaltung von Menschenrechten zu belasten. Trotz Protesten in Neuseeland bekräftigte er gestern bei seinem dreitägigen Besuch in Jakarta die Anerkennung der indonesischen Annexion Osttimors. Die ganze Angelegenheit sei im Grunde seit 20 Jahren erledigt, betonte Bolger gestern vor indonesischen Regierungsvertretern. Seit der gewaltsamen Einverleibung Osttimors durch den Inselstaat 1976 sollen unter der Besatzung mehr als 200.000 Menschen umgekommen sein.

Obwohl die Annexion Osttimors niemals völkerrechtlich anerkannt wurde, weigert sich Jakarta seitdem, dem erdölreichen Gebiet die Freiheit wiederzugeben, wie eine weiterhin gültige Resolution der Vereinten Nationen es verlangt. Den Äußerungen des neuseeländischen Premierministers waren vergangene Woche erhebliche diplomatische Querelen zwischen der neuseeländischen Hauptstadt Wellington und Jakarta vorausgegangen. Anläßlich der Akkreditierung der neuen Botschafterin Indonesiens, Dahlia Soemolang, hatte die Generalgouverneurin Neuseelands, Catherine Tizard, ihre Besorgnis über Menschenrechtsverletzungen in Osttimor zum Ausdruck gebracht. Kurz zuvor hatten auch 51 der 99 Mitglieder des Parlaments in Wellington Soemolang eine Petition überreicht. Auch darin wurden Indonesien Menschenrechtsverstöße in Osttimor vorgeworfen.

Die Reaktion aus Jakarta war äußerst scharf: Regierungsvertreter beschuldigten die Parlamentarier der „Agitation“ und der „Unwissenheit“. Erschreckt bekräftigte die neuseeländische Botschaft in Indonesien daraufhin die „volle Anerkennung der Integration Osttimors in Indonesien“. Zugleich bestätigte das neuseeländische Außenministerium seine Unterstützung für die Bewerbung Indonesiens um einen nichtständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat. Neuseeland hofft offensichtlich auf große Chancen im Handel mit dem 180-Millionen-Staat. Bereits im Jahre 2000 könnte Indonesiens Wirtschaftskraft so groß sein wie die Australiens.

In der Außenhandelsbilanz zwischen Neuseeland und Indonesien steht es bereits zwei zu eins zugunsten Wellingtons. Die Exporte nach Indonesien stiegen von 4,7 Millionen US-Dollar im Jahre 1970 auf 134,7 im vergangenen Jahr. Indonesien steht in der Liste der wichtigsten Märkte Neuseelands bereits auf Platz 15.

Schon seit geraumer Zeit bestehen zwischen Indonesien und Neuseeland auch militärische Bande. Unter einem Abkommen mit verschiedenen südostasiatischen Ländern werden auch indonesische Offiziere in Neuseeland ausgebildet. Dazu sollen bald auch Piloten der indonesischen Luftwaffe gehören. Kalinga Seneviratne