Bannmeilen-Scampi

■ Vorbereitung für Präsidentenwahl im Reichstag läuft auf Hochtouren

Drei Tage vor dem Einzug der Bundesversammlung in den Wallot-Bau, wo der Nachfolger von Richard von Weizsäcker gekürt werden soll, liefen gestern die Wahlvorbereitungen auf Hochtouren. Die Zahl der Stühle im Plenarsaal wurde von 662 auf gut 1.400 erweitert: 1.324 Sitze für die Mitglieder der Bundesversammlung und 60 für die Ersatzdelegierten. Ungefähr 3.000 Menschen sollen Platz im Reichstag finden, darunter 600 Journalisten. 55 Rundfunkanstalten aus dem In- und Ausland sowie 100 Zeitungs- und Agenturredaktionen entsenden Berichterstatter. Die Telekom hat 200 zusätzliche Telefone angeschlossen.

Ab morgen, wenn die Fraktionen nochmals ihr Stimmverhalten absprechen wollen, wird der Reichstag weiträumig von den Sicherheitskräften abgesperrt sein. Die Westhalle, in der ein Teil der Dauerausstellung „Fragen an die deutsche Geschichte“ untergebracht war, wurde gestern bereits leergeräumt, die ersten fünf der insgesamt zwölf Wahlkabinen aufgestellt. Hier werden die Mitglieder der Bundesversammlung nach namentlichem Aufruf die Stimmzettel abholen und in einer der weißen Kabinen verschwinden. Die Halle, die nur durch eine gläserne Wand vom Plenarsaal getrennt ist, wird geschmückt durch einen Fahnenkranz mit den Flaggen der 16 Bundesländer und der Nationalflagge. Darüber schwebt die den Raum beherrschende Metallinstallation „Kosmos“ von Bernhard Heiliger. Nachdem die Stimmzettel in den Umschlägen verstaut sind, ziehen die Abgeordneten wieder in den Plenarsaal zurück, wo drei gläserne Urnen bereitstehen. Für einen Wahlgang rechnen die Organisatoren mit zwei bis drei Stunden. Da davon auszugehen ist, daß die Wahl erst im dritten Durchgang entschieden wird, dürfte der neue Bundespräsident frühestens nach neun Stunden feststehen. Wenn das frisch gekürte Staatsoberhaupt die Wahl angenommen hat, bittet Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth nach dem Verklingen der Nationalhymne zu einem Empfang in die Osthalle mit Speis und Trank. Da das Reichstagsrestaurant nur 130 Sitzplätze hat, gibt es „Fast food mit Niveau“: Scampi-Spieße. AFP

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