Außer Spesen nix gewesen

■ Kritik am Deutschen Olympischen Institut / Bisher keine Veröffentlichung, dafür aber eine mehrere Millionen Mark teure Villa am Wannsee

Die Nachhutgefechte um die gescheiterte Olympiabewerbung beschäftigen derzeit den Sportausschuß. Im Zentrum der Kritik steht das Deutsche Olympische Institut (DOI) mit repräsentativem Sitz am Kleinen Wannsee und einem Jahresetat von 416.000 Mark. Es sei „sinnvoll, darüber nachzudenken, ob man dieses Institut weiterhin finanziert“, kritisierte der sportpolitische Sprecher der FDP- Fraktion, Axel Hahn, vergangene Woche im Sportausschuß. Grund seiner Kritik: Das DOI habe als wissenschaftliche Einrichtung, die unter anderem die Berliner Olympiabewerbung begleiten sollte, bisher keine verwertbaren Ergebnisse geliefert. Hahn: „Außer der Ankündigung eines Materialienbandes zum Thema olympische Erziehung kam nichts.“

Aufgefallen sei der Leiter des DOI, Haag, allenfalls damit, daß er die für zehn Millionen Mark vom Land erworbene und für drei Millionen umgebaute Villa für eine private Geburtstagsfeier benutzt habe. Wissenschaftliche Ergebnisse, so Hahn, seien beim derzeitigen Personalstand von einem Wissenschaftler und einem Archivar plus technischem Personal auch nicht zu erwarten. Beim DOI war gestern niemand erreichbar.

Die Gründung des DOI war im Zusammenhang mit der Berliner Olympiabewerbung 1989 auch von der rot-grünen und proolympischen Koalition und der grünen Sportsenatorin Sybille Volkholz mitgetragen worden. Außerdem, betonte Axel Hahn, sei man damals froh gewesen, eine Behörde mit bundespolitischer Bedeutung nach Berlin zu holen, auch wenn sie aus Landesmitteln finanziert werden sollte. Neben der FDP zeigen sich nun aber auch die Grünen geläutert: „Wir sind bereit, Entscheidungen, die wir mitgetragen haben, auch zu revidieren“, sagte gestern die sportpolitische Sprecherin der Grünen, Judith Demba, gegenüber der taz und forderte, die Landesmittel an das DOI einzustellen. Außerdem, so Demba, müsse man überlegen, ob es angebracht sei, die teure Immobilie weiter zur Verfügung zu stellen. Den Sportausschuß, der die Diskussion über das DOI in der vergangenen Woche vertagt hat, wird das Thema auf der kommenden Sitzung erneut beschäftigen.

Unterdessen gibt es beim Deutschen Sportbund (DSB) Überlegungen, das DOI der DSB-eigenen Führungs- und Verwaltungsakademie anzugliedern. Inwieweit der DSB dabei auch die finanziellen Aufwendungen für das DOI übernimmt, konnte ein DSB-Sprecher gestern allerdings nicht mitteilen und verwies auf die laufenden Gespräche. Weniger gesprächig zeigt sich indes die Staatsanwaltschaft Moabit. Am kommenden Donnerstag steht erneut ein Olympiagegner vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, anläßlich der feierlichen Eröffnung des DOI im Mai vergangenen Jahres von einem Tretboot aus Feuerwerkskörper in Richtung der olympischen Prominenz geworfen zu haben. Uwe Rada