■ Das Portrait
: Christiane Herzog

Die neue First Lady Foto: J.H. Darchinger

„Jede Dame ist anders“, so gestern die Antwort der neuen First Lady auf die Frage, ob sie sich an der Arbeit ihrer Vorgängerin Marianne von Weizsäcker orientieren werde. Wie sie ist, wird sich dem Volke wohl erst in nächster Zeit erschließen. Denn bisher hat die 57jährige gelernte Hauswirtschaftslehrerin eher aus dem Hintergrund heraus operiert. Immerhin gilt sie als die wichtigste Ratgeberin ihres Mannes.

Daß sich Roman Herzog für eine Kandidatur um das Präsidentenamt entschied, führt er nicht zuletzt auf die ausdrückliche Zustimmung seiner Gattin zurück. Diese sieht den neuen Herausforderungen recht gelassen entgegen. Umziehen sei sie gewohnt, Reisen zähle zu ihren Hobbys und Gastlichkeit zu ihren Tugenden.

„Auf die Aufgaben einer First Lady bin ich neugierig“, verriet sie gestern in einem Pressegespräch. Ein präsidentengattinnengerechtes Ehrenamt hat sie sich bereits geschaffen: Christiane Herzog kämpft in einem von ihr gegründeten Verein für die Unterstützung von Mukoviszidose-Kranken (Mukoviszidose: laut Fremdwörterbuch „eine Erbkrankheit mit Funktionsstörungen der sekretproduzierenden Drüsen“).

Das zukünftige Präsidentenpaar, das mittlerweile auf 35 Ehejahre zurückblicken kann, kennt sich bereits aus Landshuter Jugendtagen. Musterschüler Roman drückte im Religionsunterricht von Mariannes Vater die Schulbank. Offenbar nicht ohne Erfolg: Beide Herzogs sind überzeugte Christen. Ihren Glauben betrachtet Christiane Herzog als „festen Pfahl“, der das wichtigste im Leben sei.

Bisher hat sie sich zudem als ausgesprochene Wertkonservative präsentiert. Dies gilt vor allem auch für die Rolle der Frau. Auf einer gemeinsamen Veranstaltung mit der ägyptischen Frauenrechtlerin und Präsidentenwitwe Dhihan el-Sadat überraschte Frau Herzog Mitte März in Karlsruhe das Publikum mit ihren Ansichten. Statt von Emanzipation würde sie lieber von Gleichstellung sprechen, denn dieses Wort betone die Gleichheit der Partner „wie sie auch vor Gott gleich sind“.

Daß sich dieses Gleichheitsverständnis gut mit der althergebrachten Rollenverteilung vereinbaren läßt, machte die Mutter zweier Söhne prompt klar. „Kinder zu erziehen und für das Leben vorzubereiten“ sei die schönste Aufgabe „die wir Frauen überhaupt haben“, erläuterte sie ihrer verblüfften Besucherin. Sonia Schock