Neue Heimat in nasser Bundes-Ruine

■ Bund sucht Käufer für den abgesoffenen Schürmann-Bau

Bonn (taz) – Im wasserreichsten Bonner Skandal droht nun eine Lösung nach Art der „Neuen Heimat“: Das Bundesbauministerium verhandelt mit privaten Investoren über einen Verkauf des seit Dezember überfluteten Schürmann- Baus und tritt dabei in die Fußstapfen des bankrotten Gewerkschaftsunternehmens. Wie die Bild-Zeitung erfahren haben will, soll der als Parlamentsbau geplante Komplex zum symbolischen Preis von nur einer Mark verscherbelt werden. Vom Bundesbauministerium wurden die Verhandlungen bestätigt, die Summe aber dementiert.

Zuständige Bonner Abgeordnete waren von dieser „Geheimdiplomatie“ des Bauministeriums völlig überrascht. So erklärte Otto Reschke (SPD), stellvertretender Vorsitzender des Bauausschusses: „Irgendwas läuft da hinter verschlossenen Türen, vom dem das Parlament nichts weiß.“ Weder ein Konzept für eine Nutzung noch für eine Sanierung habe Bauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) bislang vorgelegt. Ursprünglich habe die Ministerin dem Haushaltsausschuß gestern einen Bericht zum Schürmann-Bau abgeben sollen. Die Vorlage sei auf ihr Ersuchen vertagt worden.

Bei dem Hochwasser vor Weihnachten war der Rohbau des ursprünglich 800 Millionen Mark teuren Komplexes geflutet und beschädigt worden. Die Höhe der Schäden soll in einem Beweissicherungs-Verfahren geklärt werden, das das Bauministerium beim Landgericht Bonn angestrengt hat. 360 Millionen Mark hat der Bund bislang in den Rohbau gesteckt. Der Stillstand der Arbeiten kostete im Januar sieben und in den beiden Monaten Februar und März jeweils 5,5 Millionen Mark. Durch die Kündigung aller Verträge drückte das Bauministerium die monatlichen Stillstandskosten auf 260.000 Mark im Monat April.

Als Hausherren eines sanierten und fertiggestellten Schürmann- Baus in öffentlicher oder privater Hand sind die Deutsche Welle sowie das Bundesgesundheits- und das Bundesumweltministerium im Gespräch. Den ultimativen Nutzungsvorschlag unterbreitete gestern der Naturschutzbund Deutschland (Nabu): Die Ökologen wollen den Schürmann-Bau im gefluteten Zustand als „Feuchtgebiet von gesamtstaatlich-repräsentativer Bedeutung“ erhalten. Mon