Von einem Bürgerkrieg in den nächsten

■ 5.000 somalische Flüchtlinge sind im Jemen zwischen die Fronten geraten

Al-Kud (taz) – „Hunger! Wir haben Hunger, bitte gebt uns etwas zu essen.“ Die somalischen Flüchtlinge umzingeln förmlich das Auto und flehen um Hilfe. Die Männer, Frauen und Kinder in den abgewetzten Kleidern sind vor dem Bürgerkrieg im eigenen Land geflohen und prompt in einem anderen gelandet. Rund 5.000 Menschen, die sich über das Rote Meer retten konnten, kamen in einem Flüchtlingslager bei der Ortschaft Al-Kud zwischen die jemenitischen Fronten. Als Truppen des Nordens und des Südens vor drei Wochen anfingen, sich zu beschießen, lag der nur zwei Kilometer vom Golf von Aden gelegene Zufluchtsort genau zwischen ihnen. Rund 480 SomalierInnen starben, als von allen Seiten Kugeln, Granaten und Bomben auf das Lager einprasselten.

„Wir sind in Panik in alle Richtungen geflohen“, erzählt ein Somalier. „Viele von uns harren noch immer in umliegenden Dörfern aus.“ Seitdem die Truppen des Nordens, ihre ehemaligen Waffenbrüder in den Süden verdrängten, ist die Region um Al-Kud unter nordjemenitischer Kontrolle. Einige SomalierInnen fanden Schutz in der Schule des Dorfes. Einge Flüchtlinge leben immer noch in den Klassenräumen. Die wenigen jemenitischen Familien, die nach den Gefechten in Al-Kud geblieben sind, haben SomalierInnen aufgenommen. Doch die meisten Flüchtlinge leben auf der Straße.

„Seit Kriegsbeginn haben wir keine Lebensmittellieferungen mehr bekommen“, klagt eine Somalierin. An einem kleinen Erdhügel steht eine Gruppe schluchzender Männer und Frauen. Sie haben gerade eine schwangere Frau begraben, die an Krankheit und Unterernährung gestorben ist.

Donnerstag verließ ein UN- Konvoi Sanaa in Richtung Al- Kud. Die Lkw haben 36 Tonnen Lebensmittel geladen. Das ist gerade genug, um die SomalierInnen zwei Wochen zu ernähren. „Das Problem ist, daß wir das Lager früher von Aden aus versorgt haben“, erläutert der UN-Koordinator Auwni Al-Ani. In der Hauptstadt des abtrünnigen Südens liegen jetzt in einem UN-Lager 500 Tonnen Lebensmittel. Aber es ist unmöglich, sie über die Front zu den Flüchtlingen zu transportieren. Im UN-Büro in Sanaa wurde erwogen, die SomalierInnen in die 250 Kilometer entfernte nördliche Provinz Al-Baida zu evakuieren. Jedoch scheinen sich die nordjemenitischen Behörden dagegen gesperrt zu haben. Am Donnerstag brachten dann Mitarbeiter des Roten Kreuzes eine Gruppe von 800 Flüchtlingen mit Lkw und Bussen in mehrere rund 100 Kilometer entfernte Dörfer. Khalil Abied