Die Angeklagten von Solingen trainierten beim V-Mann

■ Chef der Nazi-Sportschule war VS-Mitarbeiter

Düsseldorf (taz) – Der Chef der Solinger Kampfsportschule „Hak-Pao“, Bernd Schmitt, arbeitete als V-Mann des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes. Seit 1990 soll Schmitt, dessen Kampfsportschule der rechten und rechtsextremen Szene der Region als zentraler Anlaufpunkt diente, für die Düsseldorfer Behörde gearbeitet haben. Die Enttarnung von Schmitt drei Tage vor dem Jahrestag des mörderischen Solinger Brandanschlags ist deshalb besonders brisant, weil drei der vier in Düsseldorf wegen der Mordtat angeklagten jungen Männer zeitweise an einem von Schmitt geleiteten Spezialtraining – „nur für Deutsche“ – teilgenommen haben. Am kommenden Freitag sollte Schmitt, der unmittelbar nach der Tat Gesinnungsgenossen vor Hausdurchsuchungen durch die Polizei gewarnt hatte, als Zeuge vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht aussagen.

Schmitts speziell ausgebildete rechte Truppe diente rechten und rechtsextremen Organisationen wie der Deutschen Liga, den „Republikanern“ oder der inzwischen verbotenen Nationalistischen Front (NF) bei zahlreichen Gelegenheiten als Saalschutz. Der frühere NF-Chef Meinholf Schönborn, ein fanatischer Neonazi, ging im „Hak-Pao“ ebenso ein und aus wie der Altnazi und frühere Wehrmachtsgeneral Otto Ernst Remer (82), der nach einer Verurteilung wegen Volksverhetzung in Spanien untergetaucht ist.

Die Düsseldorfer Oppositionsparteien CDU und Bündnis 90/Grüne wollen die Vorgänge auf einer Sitzung der Parlamentarischen Kontrollkommission (PKK) vom nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Schnoor im Detail erklärt bekommen. Für den Fall, daß eine umfassende Aufklärung ausbleibt, erwägen die Grünen die Beantragung eines Untersuchungsausschusses. Schnoor verweigerte gestern jegliche Auskunft zu Schmitt. J.S.