Polizei setzte Treffen der „Grauen Wölfe“ durch

■ Bergedorf: 200 Menschen protestierten gegen türkischen Faschisten-Aufmarsch

Mit massivem Aufgebot hat Hamburgs Polizei gestern mittag in Bergedorf-Nettelnburg eine Veranstaltung der faschistischen türkischen Grauen Wölfe mit 500 Teilnehmern durchgesetzt. Mit dem Schlagstock gingen die Beamten gegen rund 200 kurdische, türkische und deutsche ProtestlerInnen vor, als diese den Zugang zum Lokal „hit-house“ blockierten.

In Bergedorf hatte der Aufmarsch der Grauen Wölfe für Empörung gesorgt. In einem einstimmigen Beschluß hatte die Bezirksversammlung am Donnerstag abend Innensenator Werner Hackmann aufgefordert, das Treffen zu verbieten. Doch Hackmann sah angeblich keine Handhabe, die als türkisch-islamische Kulturverstaltung getarnte Propaganda-Kundgebung zu unterbinden.

Getreu der Anweisung aus der Behörde, gingen gestern morgen 300 BereitschaftspolizistInnen sowie Wasserwerfer in Stellung. Das Lokal wurde hermetisch abgeriegelt, das Terrain am Nettelnburger Bahnhof regelrecht besetzt. In Zusammenarbeit mit den Veranstaltern des Graue-Wölfe-Meetings fingen Polizisten in den Mittagsstunden die Teilnehmer ab und leiteten sie zunächst zu Sammelpunkten um, nachdem sich 200 Gegendemonstranten vor dem Lokal versammelt hatten.

Als die Polizei die Rechtsradikalen in geschlossenen Trupps gegen 14 Uhr hinter den Polizeiketten ins „hit-House“ geleitete, kam es zu Auseinandersetzungen. Antifaschisten bewarfen die rechten Türken – die teilweise im Faschistengruß posierten oder die türkische Nationalfahne trugen – mit Stöcken, Knüppeln Regenschirmen und Bierdosen und – so zumindest die Polizei – auch mit Steinen. Die Grauen Wölfe - die von einem großtürkischen Reich träumen – feuerten ihrerseits über die Polizistenhelme hinweg Steine in die Menge.

Während die 500 Teilnehmer ohne Blessuren ungehindert ins Lokal gelangten, gingen die PolizistInnen mit Schlagstöcken gegen die linken Demonstranten vor, was beinahe zur Eskalation geführt hätte. „Deutsche Polizisten schützen die Faschisten“, so die Reaktion der aufgebrachten Menge. Im Zuge der Rangeleien versetzte ein Beamter einem jungen Kurden einen Kinnhaken, so daß der Jugendliche mit ausgeschlagenem Zahn und Platzwunde ins Krankenhaus transportiert werden mußte. Die aufgefahrenen Wasserwerfer kamen jedoch nicht mehr zum Einsatz, weil sich die Situation langsam wieder beruhigte und DemonstrantInnen nachmittags angesichts der Polizeiübermacht abzogen. P. Müller