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Tiefer Graben anstelle der Mauer

■ Ostdeutsche Verbände beklagen Ossi-Diskriminierung

Aus der Sicht von 70 ostdeutschen Verbänden ist in Deutschland anstelle der Mauer ein tiefer ökonomischer, politischer, sozialer und psychologischer Graben entstanden. Auf dem 2. Bundeskongreß des „Kuratoriums der Verbände“ am Wochenende in Berlin beklagten die Verbände, die rund 700.000 Mitglieder vertreten, „katastrophale Ergebnisse einer völlig verfehlten Einigungspolitik“. Die sogenannte Wohlstandsgesellschaft habe die von ihr genährten Erwartungen in einem bislang unbekannten Maße durch Sozialabbau, Enteignung, Perspektivlosigkeit und Zukunftsängste enttäuscht, heißt es in einer von den rund 300 Teilnehmern verabschiedeten Erklärung. Es bleibe ein Handicap, in Deutschland ein Ostdeutscher zu sein.

Der Präsident des Kuratoriums, der brandenburgische Landtagsabgeordnete Peter-Michael Diestel (CDU), konstatierte einen „höchst merkwürdigen Verlauf“ der deutschen Vereinigung. Die Westdeutschen wähnten sich als Sieger über die Ostdeutschen, weil sich mittlerweile 85 Prozent des ehemals staatlichen Eigentums der DDR in westdeutschen Händen befände, sagte der PDS-Bundestagsabgeordnete Heuer.

Eine Protestkundgebung auf dem Alexanderplatz für die Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West fiel am Samstag nachmittag förmlich ins Wasser. Ein heftiger Platzregen reduzierte die mehreren tausend Teilnehmer innerhalb weniger Minuten auf einige hundert. ADN

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