Jemen-Krise vor dem UN-Sicherheitsrat

■ Zwei verschiedene Papiere sollen den Krieg auf der arabischen Halbinsel beenden

Sanaa (taz) – Seit Dienstag befaßt sich der UN-Sicherheitsrat mit dem Krieg im Jemen. Den Mitgliedern des Rates liegen zwei verschiedene Papiere vor. Das erste stammt von dem Golfsultanat Oman und wird von vier weiteren Golfstaaten, Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten, unterstützt. Es besteht aus vier Punkten: Beide Kriegsparteien – die ehemalige Zentralgewalt im Norden und der abtrünnige Süden – sollen einem Waffenstillstand zustimmen; beide Parteien werden aufgefordert, ihren Konflikt auf politischem Weg zu lösen; über beide Seiten wird ein Waffenembargo verhängt; die UN schickt eine Überwachungskommission in den Jemen. Die Führung des Golfstaats Katar verweigert dem Entwurf die Unterstützung und stellte ein eigenes Papier vor. Nach der Darstellung des katarischen Vertreters im Sicherheitsrat fehlt in dem Entwurf Omans ein Hinweis auf die Einheit Jemens. Katar unterstützt damit die Position der nordjemenitischen Führung in Sanaa. Diese sieht in dem Vorschlag Omans eine indirekte Anerkennung der im Süden ausgerufenen „Demokratischen Republik Jemen“.

Gestern herrschte Unklarheit, wann und wie sich der Sicherheitsrat zu dem Konflikt äußern wird. Während Ratspräsident Ibrahim Gambari eine Resolution noch für den späten Abend ankündigte, erklärte der ägyptische Delegierte Dawlat Hassan, mit einer Entscheidung sei nicht vor Freitag zu rechnen. Die nordjemenitische Führung schickte das Mitglied des Präsidialrats Abdul Asis Abdul Al-Ghani und Justizminister Abdullah Ghanem nach New York. Sie sollen verhindern, daß überhaupt eine Resolution verabschiedet wird. In den Gängen des UN- Hauptquartiers wird daher von der Möglichkeit einer Präsidialerklärung als Kompromiß gemunkelt. In diesem Falle würde nicht der Rat über einen Entwurf abstimmen, sondern der Ratsvorsitzende eine entsprechende Erklärung abgeben. Khalil Abied