Keine US-Soldaten für Mütterchen Rußland

■ Nach Protesten sagt Moskau erstes russisch-amerikanisches Truppenmanöver ab

Moskau/Berlin (wps/taz) – „Sie werden kommen und Moskau einnehmen.“ „Sie benutzen unser Rußland als Trainingsplatz.“ Mit diesen Parolen hatte Rußlands kommunistische und nationalistische Opposition in den vergangenen Wochen versucht, die Planung des ersten russisch-amerikanischen Truppenmanövers zu stoppen. Dies ist ihnen nun auch gelungen. Wie eine Sprecherin des US- Verteidigungsministeriums am Mittwoch mitteilte, hat die Moskauer Führung die für Anfang Juli geplante Übung in Absprache mit Washington abgesagt. Nun prüft das Pentagon den Vorschlag, das Manöver stattdessen noch in diesem Jahr in den USA abzuhalten.

Die bereits im September 1993 beschlossene Militärübung hätte in der ersten Julihälfte im Südosten Rußlands nahe der Grenze zu Kasachstan abgehalten werden sollen. Da sich von beiden Seiten aber lediglich 250 Soldaten ohne schwere Waffen beteiligen sollten, wurde sie eher als eine Art „Trockenübung“ für zukünftige gemeinsame Blauhelm-Einsätze betrachtet. Bereits vor einem Monat hatte der russische Präsident Boris Jelzin dann jedoch das Moskauer Verteidigungsministerium aufgefordert, seine Entscheidung für das erste russisch-amerikanische Manöver wegen des wachsenden Widerstands der rot-braunen Opposition noch einmal zu überprüfen. Die wollte verhindern, daß jemals „ein US-Soldat seinen Fuß auf die Erde des heiligen Rußland setzt“, obwohl selbst die Armeeführung die Übung befürwortete.

Das US-Verteidigunsministerium hatte die gemeinsame Übung dagegen als „Prüfstein“ für die beginnende russisch-amerikanische Kooperation im Militärbereich betrachtet. Allerdings verstehe man durchaus, daß ein Manöver auf russischem Boden derzeit ein „sensibles Unternehmen“ sei. Wie geplant beginnen soll dagegen in der nächsten Woche, die Nato-Marineübung „Baltic Operations“, an der sich erstmals Einheiten aus Rußland, dem Baltikum und Polen als Beobachter beteiligen.