piwik no script img

Die alltägliche Verwicklung als Markenprodukt

■ Halterungen für Klorollen sind in den scheußlichsten Designs meist am teuersten

In Jugendherbergen ließ sich vortrefflich mit ihnen umherwerfen, auch auf der Hutablage eines Autos sind sie neben dem Hut immer wieder gerne gesehen: Klorollen. Sonst sind sie eigentlich unspektakulär. Doch wer glaubt, daß das auch für die Wandhalterungen gilt, irrt: Es sind Statussymbole.

Wer sich gerne eher bescheiden gibt, dem Funktionalen den Vorrang gibt, findet etwa bei Woolworth verschiedene Modelle des Herstellers Dietsche. Eine alles verdeckende Klappe, ein wenig abgerundet, für knappe 15 Mark oder das etwas einfachere Modell mit dem Drahtbügel, das nicht einmal 10 Mark kostet. Selbstredend sind alle Modelle in den üblichen scheußlichen Breitönen von bräunlich, über schimmelgrün bis möchtegern-blau gehalten, die strahlend weißen Ausführungen wirken dagegen geradezu knallig.

Richtig poppig ist aber erst die „topline“, mit der Dietsche bei Karstadt die Jugend ködern möchte. Das fast unveränderte Modell ist knallrot, und schon kostet es knapp 30 Mark. Bodenständige Alternative sind die Steingut- Halterungen aus Bayern, die deckellos den Blick auf die Rolle offenbaren. Mit Rose oder blauen Schwälbchen kostet das Rustikal- Image bei Karstadt rund 50 Mark.

Wer statt des lieblichen Schwälbchens lieber einen bunten Bär oder ein Schwein mit Mütze im Bad hätte, wird bei NanuNana bereits für 4 Mark 90 fündig. Über solch billigen Ulk kann man im KaDeWe nur die Nase rümpfen: Der dortige Porzellan-Pinguin trägt einen Zylinder – und kostet das Vierfache.

„toscana“ heißt das Modell für die gleichnamige Fraktion, die für 125 Mark ihre Recycling-Papierrolle auf einen geschwungenen Bronzebügel hängen darf. Da lassen sich auch die Bayern nicht lumpen; sie verpassen dem altbekannten Steinguthalter ein albernes Marmordesign und eine „echte Platinauflage“, schon kostet die Scheußlichkeit 169 Mark. ca

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen