Jetzt sind es nur noch neun

■ Mairead McClean präsentiert den ersten Beitrag zum Gedok-Projekt „Die eigene Dauer der Jahre, 1993 - 2003“

„Wir wissen ja gar nicht, was einem so alles passiert in zehn Jahren, wir sind ja doch auch schon älter“, hatte das Ehepaar Jacobs von der Galerie im Winter letztes Jahr noch gemunkelt. Da hatten sie beschlossen, sich als Veranstalter am longlasting Video- und Fotografie-Projekt des Bremer KünstlerInnenverbandes Gedok zu beteiligen. Thema: „Die eigene Dauer der Jahre“. Dauer: 1993 - 2003. Was in dem ersten Jahr dazu bereits passiert ist, kann jetzt begutachtet werden: Seit Samstag präsentieren die 40 ProjektteilnehmerInnen ihre Konzeptentwürfe im Kultur- und Bildungsverein, Kubo; gestern wurde die Ausstellung der Londonerin Mairead McClean in der Schlachthof-Galerie im Turm eröffnet.

Mairead McCleans Installation Our Former Selves ist die erste Realisation der „Dauer“. Der in Nord-Irland geborenen Film- und Videokünstlerin gefiel die Gedok-Idee überaus – sich dem Andauernden, Unfertigen, Zeitlosen hinzugeben und gleichzeitig die ständig dahinfließende Zeit irgendwie festzuhalten. Mit (der eigenen) Zeit verbindet Mairead McClean Familie, und diese präsentiert sie nun in einem multimedialen Familienalbum. Fotoalben aber hat es in ihrer Heimat kaum gegeben, Geschichten „von früher“ erzählte meist die Mutter. McClean wirft sie zusammen mit dem Vater im flimmernden Rasterbild an die Wand und überlagert sie mit ihren eigenen Erinnerungen vom Band, einer Art rezitiertem Stammbaum.

Wer darin jedoch ein Verweilen finden wollte, sieht sich getäuscht. Auch memories wandeln sich mit der Zeit. McClean läßt sie als Dias durch übereinandergeschichtete Busfensterscheiben fallen, kurz auftauchen und wieder verschwinden. Das Minimalistische interessiert die Künstlerin darin: Die winzige Einheit Familie (Mairead McClean selbst hat 12 Geschwister), die im ununterbrochen klickenden, ablenkenden Umfeld ohne die angebrachten Lupen tatsächlich kaum mehr wahrnehmbar ist.

Zehn Minuten „dauert“ McCleans Installation, und soll sich an jedmöglichem Präsentationsort wieder verändern dürfen. Ganz im Sinne von „Die eigene Dauer der Jahre“, die auf Zeitraum und nicht Zeitpunkt angelegt ist. Und auch nicht festgelegt auf den Veranstaltungsort Bremen – die 40 KünstlerInnen wollen sich in den nächsten neun Jahren auch um Kontakte nach Berlin und Hamburg bemühen. sip

„Our former selves“ ist vorübergehend bis 30.6. im Schlachthof, Galerie im Turm, zu sehen. Konzeptausstellung im Kubo, Beim Paulskloster 12, bis 15.6.