Bosnien-Gespräche in Genf abgesagt

■ „Aktionsplan“ der Kontaktgruppe gescheitert / Streit um Serben bei Goražde

Genf (taz) – Keinerlei Fortschritte brachten am Wochenende in Genf die Gespräche über eine politische Lösung des Bosnien- Konflikts. Ursprünglich bereits für letzten Donnerstag angesetzte Verhandlungen über einen Waffenstillstand wurden gestern nachmittag wegen des anhaltenden Disputs über serbische Soldaten in der UNO-Schutzzone Goražde endgültig abgesagt. Der am 13. Mai bei einem Außenministertreffen der Bosnien-Kontaktgruppe (USA, Rußland sowie für die Europäische Union Frankreich, Großbritannien und Deutschland) verkündete „Aktionsplan“ ist damit zunächst gescheitert.

Schwierigste Hürde für eine politische Lösung ist die territoriale Aufteilung Bosnien-Herzegowinas. Während die bosnische Regierung und die Kroaten 58 Prozent für die neugegründete Bosnisch- Kroatische Föderation verlangen, will die Kontaktgruppe dieser Föderation lediglich 51 Prozent und den Serben 49 Prozent zugestehen. Die Serben, die derzeit 70 Prozent des Landes kontrollieren, lehnen bisher beide Modelle ab.

Bei einem ersten Treffen mit den Konfliktparteien am 25. Mai im französischen Tallerois bei Genf hatte die Kontaktgruppe der serbischen Delegation drei verschiedene Kartenentwürfe vorgelegt, die sämtlich zurückgewiesen wurden. Umstritten sind zwischen den Konfliktparteien zehn Städte und Dörfer, darunter die drei muslimischen Enklaven in Ostbosnien Srebenica, Zepa und Goražde.

Weil sich nach ihren Informationen auch am Sonntag nachmittag noch mindestens 30 bewaffnete Serben in der Drei-Kilometer- Schutzzone um Goražde aufhielten, verweigerte die bosnische Regierungsdelegation weiterhin die Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen. Wegen des zwischen Donnerstag und Samstag wiederholt auch vom UNO-Sondergesandten Yasushi Akashi bestätigten Aufenthalts von bis zu hundertfünfzig serbischen Soldaten in der Schutzzone waren die Waffenstillstandsverhandlungen immer wieder verschoben worden.

Nach einem mehrfach verlängerten Ultimatum an Serbenführer Radovan Karadžić stellte Akashi am Samstag schließlich offiziell den vollständigen Rückzug der serbischen Soldaten fest. Die bosnische Regierungsdelegation widersprach dem mit Hinweis auf die Anwesenheit von dreißig Bewaffneten in der serbischen Militärstellung Sjenokos. Dieser Ort liegt nach Darstellung Akashis jedoch zweihundert Meter außerhalb der Schutzzone.

Andreas Zumach