Am Tag danach: D-Day-Schlagzeilen

„Im trüben Licht einer sommerlichen Morgendämmerung“ beginnt für die New York Times die „große Invasion“ des Gebietes „Havre-Cherbourg“. „Eisenhower handelt“, und „Montgomery führt“, ausführlich zitiert werden aber auch Berichte der reichsdeutschen Nachrichtenagentur. Ebenso wie die in Jerusalem erscheinende Palestine Post informiert auch die Neue Zürcher Zeitung über die „Landung der Alliierten“ auf einer ganzen Seite. Der 6. Juni ist für die Schweizer Tageszeitung ein „Schicksalstag“, denn nur im „Zweifrontenkrieg scheint Deutschland wirklich verwundbar“. Dieser Erkenntnis kann sich nicht einmal der Völkische Beobachter ganz verschließen. Auch für das offizielle Nazi- Kampfblatt beginnt mit dem „Überfall“ von „Moskaus Vasallen“ eine „große Entscheidung über die Freiheit unseres Kontinents“. Die deutsche Führung sei vorbereitet, nun müsse das deutsche Volk „seine ganze sooft bewährte Seelenkraft aufbieten“.

Auch die im besetzten Paris unter Nazi-Kontrolle erscheinende Paris-soir hebt den Gegenangriff der „Streitkräfte des Reiches“ hervor: Sie hätten sofort den Widerstand zu Wasser, zu Lande und in der Luft organisiert.

Dem angeblichen Urheber der „Sowjetoffensive im Westen“ (O- Ton Völkischer Beobachter) ist die „Invasion“ dagegen nicht einmal einen Artikel auf der Titelseite wert. Statt dessen berichtet die Prawda über die Erfolge der Roten Armee im Osten und – „Über die Verschönerung unserer Städte“. Zwei halbseitige Artikel über die „Invasion“ finden sich dann aber doch im hinteren Teil.

„Landung“, „Invasion“, „Überfall“ – schon am Tag nach dem D- Day wurden die Begriffe von den Zeitungen nicht ohne ideologische Hintergedanken verwendet. Und auch fünfzig Jahre später lehnen vor allem die Franzosen die Bezeichnung „Invasion“ ab. Sie übernehme ganz eindeutig den Blickwinkel der Nazis. Tagesthema Seite 3