■ Mit dem Jemen auf du und du
: Krieg ums Öl

Berlin (taz/AP) – Immer tiefer schlittert der Jemen in einen Krieg, bei dem es nur Verlierer geben kann. Obwohl die ausländischen Ölmultis einen Großteil ihrer Mitarbeiter außer Landes gebracht haben, läuft die Ölindustrie weiter auf Hochtouren. Wie vor dem Krieg würden täglich etwa 340.000 Barrel Rohöl gefördert, davon 150.000 Barrel im Süden, ließ Feisal bin Schamlan, der neue Ölminister des Nordens, verlauten. Die Regierung in Sanaa konnte in der vergangenen Woche sogar eine Vereinbarung mit einem internationalen Konsortium aus Exxon, Hunt Oil und Total zur Erschließung des neuen Ölfeldes in Dschana vermelden. Dort sollen anfangs 15.000 Barrel, später mehr als 30.000 Faß Rohöl gefördert werden. Während der Norden betont, die Einrichtungen der Ölindustrie seien bisher von Angriffen beider Seiten verschont geblieben, vermeldete Südjemen am Sonntag einen Luftangriff auf die Raffinerie in Aden. Dabei wurden zwei Lagertanks getroffen, die Raffinerie wurde aber verfehlt. Laut westlicher Beobachter galt der Angriff aber einem benachbarten Militärstützpunkt. Die Ölvorkommen in Jemen, einem der ärmsten Länder der arabischen Welt, wurden erst Mitte der 80er Jahre entdeckt. Während der Schwerpunkt der Förderung im Norden liegt, befinden sich die meisten unerschlossenen Ölfelder jedoch im Süden. Insgesamt sollen sich die Reserven auf vier Milliarden Barrel belaufen. Mit der Entdeckung des Erdöls verbesserten sich die wirtschaftlichen Aussichten schlagartig. So waren die Ölfunde auch einer der Hauptgründe für die Vereinigung beider Staaten. Nordjemens Präsident Ali Abdallah Saleh brauchte dringend politische Erfolge und sah die Chance in einem Aufschwung, den er sich durch die im Süden entdeckten Ölreserven erhoffte. Ali Salem al-Baids marxistische Regierung dagegen suchte nach dem Niedergang der UdSSR einen neuen Bündnispartner.

Die strenge Kontrolle der Öleinnahmen durch Saleh gilt jetzt wieder als einer der Auslöser des Krieges. Im Süden wuchs derweil die Überzeugung, ohne den Norden viel besser dran zu sein. Und in den Saudis und Kuwaitis fand al-Baid mächtige Bündnispartner, die nicht nur mit Salehs Haltung im Golfkrieg unzufrieden waren, sondern auch ein starkes, vereintes Jemen fürchten. es