Schwarzer Schirm

■ Redezeit zu kurz: CDU-Chef Helmut Kohl läßt TV-„Elefantenrunde“ platzen

Bonn (dpa/taz) – Weil Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sich seine Interviewpartner und die Länge der Redezeit nur noch selbst aussuchen mag, mußten ARD und ZDF die für den Abend der Europawahl geplante TV- „Elefantenrunde“ der Parteichefs absetzen.

Neben Kohl, der seine Stichwortgeber RTL-Meiser und Sat.1- Mertes gegenüber öffentlich- rechtlichen Befragern bevorzugt, sagten ganz gehorsam auch CSU- Chef Theo Waigel und FDP-Vorsteher Klaus Kinkel ab.

Die Partei Bündnis 90/ Die Grünen warf den Koalitionspolitikern daraufhin gestern vor, die direkte Auseinandersetzung mit der Opposition zu scheuen. Grünen-Sprecherin Anne Nilges bezeichnete die Absagen als „Affront gegen eine demokratische Medienpolitik“. SPD-Geschäftsführer Günter Verheugen nannte die Absage Kohls einen „schlagenden Beweis für Arroganz und Selbstgefälligkeit eines Kanzlers, der schon zu lange im Amt ist“.

Sowohl die CDU als auch die FDP mühten sie gar nicht erst, gute Begründungen für die Absage zu verkünden. FDP-Sprecher Hans- Rolf Goebel verwies darauf, daß bei der Zahl von sechs beteiligten Parteichefs und zwei Moderatoren in einer halbstündigen Sendung nur drei bis vier Minuten Redezeit für jeden blieben. Unwirtschaftlich sei dies, so der Sprecher der „Wirtschaftspartei“: Aufwand und Ertrag stünden in keinem Verhältnis.

Helmut Kohls Sprecher Andreas Fritzenkötter, äußerte sich ganz ähnlich realsatirisch: Bei der kurzen Sendezeit der „Elefantenrunde“ sei „der Informationsgehalt gleich null“. Ach ja, wirklich? kotte