Polit-Schtonk um Konrad Kujau

■ Kein Bernsteinzimmer, kein Sporthotel, kein Chefsessel: Falsche Bewerbung brachte Fälscher Kujau um Landratsposten

Zittau (AP) – Der Fälscher der „Hitler-Tagebücher“ des Stern, Konrad Kujau (59), hat schon im Ansatz den Versuch verpatzt, Landrat in seiner Oberlausitzer Heimat zu werden. Der Vorsitzende des zuständigen Kreiswahlausschusses, Günther Rausch, teilte gestern mit: „Am 28. April reichte Kujau beim Landratsamt Löbau ein Schreiben ein, in dem er kundtat, daß er bei der Kommunalwahl am 12. Juni in Sachsen für das Amt des Landrates von Löbau kandidieren will. Wegen gravierender Form- und Verfahrensfehler mußten wir die Bewerbung zurückweisen.“

Kujaus erster Fehler laut Rausch: Ein Landrat für Löbau wird gar nicht gewählt, weil der Landkreis Löbau demnächst mit dem Landkreis Zittau zum „Sächsischen Oberlausitzkreis“ fusioniert. Der Bewerbung fehlten außerdem die eigene Zustimmungserklärung, die Liste seiner Vertrauenspersonen und die Unterstützungsunterschriften.

Entsprechend der Bevölkerungszahl hätte Kujau 200 Unterschriften bringen müssen. Wie Rausch weiter schilderte, flatterte dem Landratsamt zwar nachträglich am 28. April noch eine Liste mit 75 Unterschriften ins Haus. „Die hätten aber im Landratsamt, unter Aufsicht des Kreiswahlleiters und bei Vorlage des Personalausweises, von den Unterstützern geleistet werden müssen.“ Pech für Kujau: Der 28. April war auch das letzte Datum für Bewerbungen.

Immerhin sieht Rausch für Kujau noch einen Hoffnungsschimmer: Sollte bei der ersten Abstimmungsrunde am 12. Juni keiner der Landratskandidaten die absolute Mehrheit gewinnen, entscheidet ein zweiter Wahlgang. Kujau könne dann immer noch als Kandidat ins Rennen gehen – vorausgesetzt freilich, er reiche seine Bewerbung fehlerfrei und pünktlich zwischen dem 13. und 15. Juni ein.

Wie die Sächsische Zeitung berichtet, will Kujau aber nun nicht mehr: „Ich lasse jetzt die Finger von dieser Gegend. Die wollen mich nicht, dann bekommen sie mich auch nicht.“ Kujau sei Anfang 1992 in seiner Heimatstadt Löbau aufgetaucht und habe in einem Bunker in Ruppersdorf nahe der Kreisstadt das legendäre Bernsteinzimmer finden wollen. Die Probebohrungen seien allerdings vergeblich gewesen.

Anfang dieses Jahres verkündete Kujau die Absicht, er wolle Bürgermeister von Löbau werden. Er habe diverse Investoren an der Hand, denen die Regierenden in Löbau nur Steine in den Weg gelegt hätten. Kujau, einst Pächter eines Campingplatzes, verkündete: „Nur der Fremdenverkehr kann die Region retten.“ Ein Sporthotel, ein Feriendorf, eine Rehabilitations-Klinik könne er mit seinen Beziehungen in die Oberlausitz bringen.

Anfang Mai aber, so die Sächsische Zeitung weiter, habe Kujau nicht mehr Bürgermeister, sondern gleich Landrat werden wollen. Warum er sich dafür erst am letztmöglichen Tag und so falsch bewarb? Dazu Kujau: „Ich dachte, die Kommunalwahlen wären am 11. September.“

Daß er sich nun ganz aus der Politik zurückzieht, ist aber nicht zu befürchten: Der Fälscher ist Spitzenkandidat der Autofahrerpartei für den Bundestag. Ingolf Seifert