Kapitalismus: Mehr Gleichheit im Tod

■ In China bietet ein Unternehmer Seebestattungen an, doch der Trend geht zur Erdbestattung im Sarg

Peking (IPS) – Dem Einfallsreichtum eines Unternehmers ist es zu verdanken, daß sich jetzt jeder Chinese, der über das nötige Kleingeld verfügt, verbrennen und auf hoher See bestatten lassen kann. Sogar per Flugzeug wird die Asche von Verstorbenen verteilt, seit der ehemalige Beamte des Pekinger Wohnungsamts, Zhang Kai, im Mai die „Beijing Resting Soul Company“ (BRSC) aufmachte.

Für 600 Yuan (120 Mark), wird die Urne mit der Asche aufs Meer hinausgefahren, wo ihr Inhalt unter dreifachem Salut und nach Hissen des BRSC-Beerdigungsbanners den Fluten übergeben wird. Untermalt wird die Zeremonie auch musikalisch. Vom Tonband tröstet ein eigens komponiertes Requiem die Trauernden, die zur Erinnerung ein Videoband mit nach Hause nehmen können.

Die Geschäfte lassen sich gut an. Bislang hat Zhang schon über 100 Urnen in ihr feuchtes Grab versenkt. Die Idee zu dem aufwendigen Spektakel hat sich der Unternehmer von den glanzvollen Beerdigungen der kommunistischen Führer abgeschaut. Von Premierminister Zhou Enlai über Präsident Liu Shaoqi bis zu Generalsekretär Hu Yaobang hätten schließlich alle Politiker ihre Asche übers Land verstreuen lassen. Diesen Service bietet Zhang jetzt allen Chinesen. Die Mehrheit der Chinesen dürfte allerdings deutliche Vorbehalte gegen den Verkaufsschlager der BRSC haben: Sie favorisieren die traditionelle Erdbestattung im Sarg. Diese war während der Kulturrevolution streng verboten und wird erst seit den 80er Jahren wieder mit Auflagen erlaubt.

Welche Probleme daraus erwachsen, zeigt eine offizielle Statistik aus dem Jahr 1990, nach der in China jährlich fünf Millionen Leichname unter die Erde kommen. Das entspricht bei Erdbestattungen einem Verlust von 6.700 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche pro Jahr und soll seither rund 65.000 Bauern die Existenzgrundlage gekostet haben. Rajiv Chandra