Ein Professor im Ölrausch?

■ Direktor des Geophysik-Institutes warb StudentInnen für Ölsuche im Regenwald / AStA fordert seine Entlassung Von Axel Bühler und Marco Carini

Wie weit darf die Vermischung von Profitinteressen und universitärer Forschung gehen? Jannis Makris, geschäftsführender Direktor des Instituts für Geophysik, zieht da ungern scharfe Trennlinien. 20 StudentInnen warb Makris für eine „Exkursion“ in den peruanischen Regenwald an. Der Auftraggeber: Mobil Oil Exploration, Dallas, Texas. Das Ziel: Ölsuche im Auftrag der Industrie. Das Problem: Die verheerenden Folgen einer Ölförderung im Regenwald. Und: Die gezielte Vernebelungstaktik aller Beteiligten.

Wie die taz am Samstag enthüllte, bereiteten Jannis Makris und sein Assistent Knut Lange ein höchst umstrittenes „Forschungsprojekt“ mit vor. Nach Aussagen einiger Projekt-AussteigerInnen sollen rund 20 StudentInnen - ursprünglich schon ab Mitte Mai - in drei Etappen in den Südosten Perus fliegen, um im Departement 'Madre de Dios' auf einer Strecke von etwa 500 Kilometern seismische Messungen und Sprengungen vorzunehmen. Sie sollen Hinweise darauf liefern, ob das schwarze Gold im Boden schlummert.

Die Studierenden mehrerer Fachbereiche waren über Aushänge in der Geophysik und Mundpropaganda für das Projekt geworben worden. Im vergangenen März fand das erste Vorbereitungstreffen in der Privatwohnung von Knut Lange statt. Mit dabei: Jannis Makris. In der Lange-Wohnung bekommen die Studierenden ein Video von einem vergleichbaren Makris-Projekt zu sehen, daß 1990 im Regenwald von Guayana stattfand.

Die durch die Sprengungen ausgelösten Umweltschäden sind darauf deutlich erkennbar und werden nach Aussagen von TeilnehmerInnen des Treffs von Makris mit den Worten kommentiert: „Sowas darf ein Umweltschützer nie sehen“. Als Knut Lange mit der Frage konfrontiert wird, was denn geschehe, wenn Öl gefunden wird, antwortet der Wissenschaftler nach Angaben eines Teilnehmers nur: „Dann wird der Regenwald eben plattgemacht“. Makris und Jannis allerdings bestreiten, diese Aussagen gemacht zu haben.

Obwohl die Studierenden zunächst den Eindruck gewinnen, es handele sich bei der Exkursion „um eine Veranstaltung der Universität“ bei der Makris und Lange die Organisatoren seien, versuchen die beiden, ihre Mitwirkung nach außen hin zu verschleiern. Eine TeilnehmerIn des Projekts: „Offiziell macht Makris nichts, inoffiziell macht er alles“.

So ist der Hamburger Ansprechpartner von Mobil Oil die neugegründete Consulting-Firma „Geopro GmbH“, am Laufgraben 16. „Eine von Makris' Firmen“, will ein Mitarbeiter des Geophysik-Institutes in Erfahrung gebracht haben - was Makris allerdings bestreitet. Auch das Handelsregister gibt keine Auskunft darüber, wer hinter der Geopro steckt: Ihre Gesellschafter sind hier noch nicht eingetragen.

Doch als Geschäftsführer der - nur für diesen Auftrag gegründeten Firma - fungiert der Makris-Intimus und Instituts-Lehrbeauftragte Frank Egloff, der auch schon mal eine Makris-Vorlesung übernimmt, wenn der umtriebige Geophysik-Direktor verhindert ist. Egloff verschweigt nicht, wer ihm den profitablen Mobil-Oil-Auftrag vermittelt hat: das Institut für Geophysik.

Merkwürdig auch: Während Jannis Makris bereits Mitte April gegenüber der taz erklärte: „Das Projekt findet nicht statt, weil die Leute, die es finanzieren sollten, nicht mehr wollen“, bekommen die angeworbenen StudentInnen noch im Mai zu hören, sie sollten sich „weiter bereit halten“.

Verzögern aber wird sich das Projekt auf alle Fälle. So bestätigt eine Mobil-Oil-Tochter in einem Schreiben, das der taz vorliegt, Mobil stehe „zur Zeit in Verhandlung mit der Regierung von Peru“ über zwei Untersuchungsgebiete „im südlichen Teil des Landes“. „Entscheidungen“, so Mobil weiter, seien „noch nicht gefallen“. Doch aufgeschoben heißt nicht aufgehoben.

Für Susanne Breitkopf von „Rettet den Regenwald“ ist es „ein Skandal, daß Professoren ihr Amt benutzen, um StudentInnen für solche Projekte zu gewinnen“. Denn die „Ölsuche im Regenwald“, so Breitkopf weiter, sei „ein schweres Umweltverbrechen“. Nach Information der Tropenwald-Initiative plant die peruanische Regierung, das Untersuchungsgebiet zum Nationalpark zu erklären - vorausgesetzt, hier wird kein Öl empfunden.

Auch die Studierenden-Vertretung, der AStA, verurteilte am Wochenende die Aktivitäten der Geophysiker. Und forderte die Universität deshalb auf, „sich von den betroffenen Wissenschaftlern zu trennen“.