: Auf diesen Schotter können Sie bauen
■ Wohnberatung für SeniorInnen soll von der Privatwirtschaft finanziert werden
Der Einstieg in die Badewanne wird zum halsbrecherischen Abenteuer, aus dem Bett kommt man so leicht wie früher nicht mehr heraus. Die Wohnung erscheint plötzlich zu groß, um sie noch alleine sauberhalten zu können. Probleme, die auf ältere Menschen zukommen, wenn die Kräfte langsam schwinden. Nehmen sie überhand, bleibt oft nur noch der Weg ins Seniorenheim. Um das zu verhindern, will der Verein „Kowalt“ eine Wohnberatungsstelle gründen. Einziges Problem: Es gibt bislang keine Staatsknete für das Projekt.
Der rund 20 Mitglieder starke Verein ging vor fünf Jahren aus dem Projekt „Gesunde Zukunft für Hamburg“ der Weltgesundheitsorganisation hervor. „Wir kommen alle aus verschiedenen Bereichen der Altenarbeit“, erzählt Dieter Boxberger von Kowalt. Vorbilder waren schnell gefunden: Denn schon heute existieren zwischen Neumünster und München etwa 30 Wohnberatungsstellen für ältere Menschen im Bundesgebiet.
„Wir wollen in Zusammenarbeit mit den Wohnbaugenossenschaften auf ältere Menschen zugehen und in möglichst vielen Stadtteilen Beratungstermine anbieten“, erläutert Boxberger das Kowalt-Konzept. SeniorInnen sollen beraten werden, wie sie ihre Wohnung umgestalten können, um dort möglichst lange zu verbleiben. Auch beim Wohnungstausch oder der Gründung von Alten-Wohngemeinschaften könnte die „Kontaktstelle Wohnen im Alter“ helfen. Da diese Arbeit nicht ehrenamtlich zu bewältigen ist, würde der Verein nach eigenen Berechnungen jährlich 360.000 Mark benötigen, um Fachpersonal und Räumlichkeiten zu finanzieren.
Für 1993 hatte die Sozialbehörde das Beratungsprojekt bereits in ihren Finanzplan aufgenommen. Doch der ABM-Kahlschlag ließ Kowalt unter dem Rotstift verschwinden. Die Behörde wollte bereits laufende Projekte absichern, bevor sie neue finanziert.
Durch die rückläufigen Haushaltseinnahmen liegt die Beratungsstelle jetzt auf Eis. Da Staatsknete knapp ist, wollen die Kowalt-Mitglieder nun einen zwar zeitgemäßen, im Sozialbereich aber bislang ungewöhnlichen Weg gehen: Sie wollen die Beratungsstelle über Sponsoren finanzieren. Eine Bausparkasse und eine Bank haben bereits Interesse angemeldet.
Marco Carini
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