Geheimnisvoller Soroptimismus

■ Die etwas andere Art der Frauenförderung oder: Der Soroptimist Club Bremen macht eine Kunstausstellung im Kito

Ja, auch Frau Annelies Obenauer vergewisserte sich einst, daß sie es nicht mit dem etwas gehobeneren Häkelverein zu tun habe. Seit Jahren ist die freischaffende Künstlerin aus Saarbrücken eine der Frauen, die sich die „Soroptimisten“ nennen. „Sorores optimae“, das sind wörtlich übersetzt die besten Schwestern. Eine Soroptimist-Frau zu sein, das heißt für Annelies Obenauer, Jahrgang 1929, „Erfrischung, Pusch, Impulse zu bekommen“. Zusammen mit 17 Soroptimist-Künstlerinnen stellt sie zur Zeit im Kito in Bremen-Vegesack aus.

Malerei, Skulptur und Fotografie haben die Frauen des Bremer Soroptimist-Clubs mit Hilfe einer Fachjury für die Schau akreditiert, die sie „Frauen-Stücke“ nennen. Die Bremerinnen hatten Lust auf eine Begegnung mit Künstlerinnen und ihren Werken aus anderen Clubs. Und damit wagten sie sich nun an die Öffentlichkeit, ganz im Sinne der weder politisch noch religiös unterlegten Soroptimist-Idee, daß sich berufstätige Frauen gegenseitig unterstützen und fördern. Aus den Staaten wurde diese in den 30er Jahren nach Deutschland getragen, inzwischen vereinigt die „Deutsche Union“ allein 93 Clubs mit jeweils bis zu 40 Frauen.

In Bremen sind es 33, eine Gynäkologin, eine Diplom-Holzwirtin, eine Richterin, eine Buchhändlerin, eine Galeristin... – jeder Beruf darf nur einmal vertreten sein. Das erinnert an Rotary, dem Pendant für die männliche Klientel. Die Frauen stimmen zu und wehren gleich ab: „Wir wollen aber nicht diese ökonomische Verselbständigung wie bei den Rotariern. Uns geht es nicht darum, daß wir uns gegenseitig die Projekte zuschanzen.“ Informeller Austausch, soziales Engagement, und ihr ganz eigenes Stückchen Freiheit sind den Frauen wichtig; daß sie sich dabei im internen, elitäreren Kreise bewegen, ist „nicht beabsichtigt. Die soziale Barriere ist bedingt durch unser Konzept.“

Lauter sollen sie sein, die Aktionen der „besseren Schwestern“, deren Kinder aus den Windeln sind, die „die erste Anlaufphase bereits hinter sich haben“. Von 37 bis 82 reicht die Altersspanne der Bremer Soroptimistinnen, für die ihre Emanzipation soviel wie die Unabhängigkeit von der Reputation der (Ehe-)Männer bedeutet. Man könnte sie als Realo-Frauen bezeichnen, sie haben nichts dagegen. Auf die Straße würden sie nie gehen, auch zum Frauentag am 8. März sind sie nicht aktiv geworden; dennoch ist es ihnen ein Dorn im Auge, daß „die jungen Frauen heute oft so schrecklich konservativ sind und immer noch auf ihren Prinzen warten.“

„Frauen-Stücke“ im Kito ist als Verkaufsausstellung konzipiert – von den Einnahmen möchten die Soroptimistinnen eine junge Bremer Künstlerin fördern, „die wir noch nicht kennen, aber sicher noch finden“, sagt die derzeitige Bremer „Präsidentin“ Jutta Lohmann, die Künstlerin im Club. sip

bis 10.7. bei KitoArt, gleichzeitig ist dort die Ausstellung „Worpsweder Malerinnen um 1900“ zu sehen