■ Schloßparktheater
: Privatinteressen

Das Schloßparktheater wird privatisiert. Bis zum Wochenende will der Kultursenator entschieden haben, wie der zukünftige Hausherr heißt. Egal, wie diese Entscheidung ausfällt – private Unternehmer haben private Interessen. Heribert Sasse, Endrundenkandidat Nr. 1, will sich mit der finanziellen Hilfe des Autohändlers Schiel in Berlin künstlerisch rehabilitieren. Sein Konzept: die Kulturachse Berlin–Prag zu aktivieren. Allerdings: Deutschsprachiges Theater in einem derzeit nicht spielfertigen Haus, während die Prager Theater selbst ein mehr als ungesichertes Dasein fristen – das ist nebulös und riecht ziemlich reaktionär. Er ist auch gar nicht erläuternd an die Öffentlichkeit getreten. Das hat ihm der andere Bewerber für den ehemaligen Steglitzer Pferdestall, mit dem verhandelt wurde, voraus. Rolf Hochhuths Konzept klingt von finanzieller Seite her plausibel. Er will das Haus mietfrei und zusätzlich 30.000 Mark monatlich vom Senat. Dafür bietet er 300 Vorstellungen im Jahr. Das rechnet sich, weil die Inszenierungen vier Wochen nach der Steglitzer Premiere auf Tournee gehen. Das Ganze basiert auf der Zusammenarbeit mit den TourneetheaterbesitzerInnen Ellen Schwiers und Manfred Greve. Weil die Produktionen in Berlin entstehen, zahlen die Firmen für jede Vorstellung 1.200 Mark an das Theater und sind dem Senat steuerpflichtig. So. Und dann soll ein „Autorentheater“ entstehen. Stücke zeitgenössischer Autoren machen nur vier Prozent der Spielpläne großer Häuser aus, brauchen Forum, Förderung etc. Alles klar und einsichtig. Die Autoren sollen nach Möglichkeit auch selbst inszenieren. Zur Not auch das: Den greisen Arthur Miller beispielsweise will man hierherschleppen, auf daß sein inszenatorischer Geist erblühe. Und Peter Ustinov – von ihm nähme man auch gerne was Altes, wenn's nichts Neues gibt. Vielleicht die Besatzungskomödie „Die Liebe der vier Obersten“? Und Walser soll sein „Fliehendes Pferd“ inszenieren, und Zuckmayers „Kaltes Licht“ könnte man neu beatmen.

Was hier als Forum der Autoren verkauft werden soll, gleicht einer Reanimationsstation. Hochhuth rechnet auch mit Volker Braun, Grass oder Hein – zur Unterstützung gekommen ist bei der Veranstaltung allerdings keiner der Vielbeschäftigten. Von denen, die ein Forum bräuchten, Michael Wildenhain beispielsweise, spricht man erst gar nicht. Solche Stücke sind vielleicht auch nicht tourneegeeignet. Trau keinem unter fünfzig! Heilsbringer-Etikett und Konzept gehen nicht zusammen. Da hilft es auch nichts, daß Hochhuth auf Bürgerversammlungen seinen Spielplan diskutieren will. Kunst per Mehrheitsvotum? Aber schließlich geht's ja um ein Privatunternehmen. Und Privatunternehmer haben eben auch private Interessen. Petra Kohse