Unterm Strich

Den Peronisten gefällt's nicht, daß Oliver Stone das Musical „Evita“ von Andrew Lloyd Webber verfilmen will, und zwar deshalb, weil es die ehemalige First Lady gleichen Namens als weiblichen Arturo Ui und korrupt und gemein und als Betthäschen der Reichen und Mächtigen darstellen will, statt als die Maria Magdalena der Armen, als die sie in Schulbüchern dargestellt wird, sogar mit Heiligenschein. Und nun raten Sie, wer die Eva spielen soll? Keine Geringere als Michelle Pfeiffer mit drei f. Das Tolle ist, daß Stone vor der Kampagne schon eine Zusage von Staatspräsident Menem hatte, daß die Pfeiffer Don't cry for me, Argentina vom Balkon der Casa Rosada singen durfte. Auch das Heer hätte mitwirken sollen. Es hätte alles so schön werden können, aber nun soll es nicht sein, weil man in Argentinien nicht so rasend viel Wert auf einen JFK-Verschnitt legt.

Zwei junge chinesische Maler sind nach einer Ausstellung in ihrem Haus in Peking festgenommen worden. Fotos und Videos wurden beschlagnahmt, Zuschauer nach Feststellung der Personalien wieder freigelassen. Ein Freund des einen Künstlers, Ma Liumin, gab der Presse gegenüber an, es habe sich nicht um eine politische Ausstellung gehandelt. Ma sei zum Zeitpunkt der Verhaftung nackt gewesen.

Derweilen zeigt Realismus in Erlangen „taufrische Werke“ von 26 Damen und Herren aus Österreich, Frankreich, Deutschland und Rußland.

Morgen beginnen die 11. Französischen Filmtage in Tübingen, die über 20 neue Dokumentar- und Spielfilme aus dem Frankophonen ins Frankophile bringen wollen. Das Ganze steht unter dem guten Stern einer Hommage an Annie Girardot.

Weil wir wissen, daß Sie nicht schlafen konnten, möchten wir zu Ihrer Beruhigung vermelden, daß ein seit 300 Jahren verloren geglaubtes Fragment der berühmten Zwolle Bibel wiederaufgetaucht ist. Das Fragment kam so zustande, daß ein nichtsnutziger Tourist im 17. Jahrhundert ein Stück aus der Bibel ausschnitt, als diese in einer Kirche in Utrecht auslag, das muß man sich mal vorstellen, schneidet der Kerl das einfach aus. Die Szene, die der Mann sich gemopst hatte, zeigt König David mit seinem Zepter.

Einem waghalsigen Drahtseilakt des französischen Hochseilartisten mit dem bescheidenen Namen Philipp Petit folgten am Sonntag in Frankfurt mehr als 300.000 Zuschauer mit höchst gespanntem Nervenkostüm. Es gab heftige Windböen; da hätt' es ihn fast von achtzig Meter Höhe heruntergeblasen. Er kam aber bis zur Paulskirche und machte noch währenddessen einige Sperenzien. Der Mann war auch schon mal vom World Trade Center herabbalanciert.

Übrigens: Aber irgendwie erwarten wir doch so ein bißchen, daß, wo Juni draufsteht, auch Juni drin ist. JUNI, o. k.? Mit Sonne und so. Wein, Weib, Gesang hatten wir bestellt.