Umwandlung im 1000er-Paket?

■ 150-Millionen-Deal mit früheren Bauverein-Wohnungen: MieterInnen in der südlichen Neustadt fürchten um ihre vier Wände Von Andrea Hösch

Der Mann, der im großen Stil ins Immobiliengeschäft einsteigen will, ist „ein Spekulant der schlimmsten Sorte“. So urteilt Klaus Dressel von der Aktionsgemeinschaft südliche Neustadt über Wolfgang Horst. Den Hamburger gelüstet es jetzt nach einem der größten Deals in der Hansestadt: 1700 Wohnungen aus dem ehemaligen Bestand des „Bauverein zu Hamburg“ sollen für rund 150 Millionen Mark verschachert werden. Horst hat sich das Vorkaufsrecht gesichert.

Die betroffenen MieterInnen bangen um ihre vier Wände und wollen dieses Spekulationsgeschäft verhindern. Am Montagabend richteten rund 80 junge und alte BewohnerInnen der südlichen Neustadt einen offenen Brief an Senat und Bürgerschaft. „Neben Fuhlsbüttel, Eilbek und Wilhelmsburg sind allein in der südlichen Neustadt 450 Wohnungen von Umwandlung bedroht“, sagt Dressel.

Vor drei Jahren kaufte der „passive Spekulant“ Arno Kropf aus Berlin das gesamte „Paket“ von Kai Wünsches Bauverein für 126 Millionen Mark. „Er ließ die Wohnungen vergammeln, um so viel wie möglich rauszuholen“, meint der Sprecher der Aktionsgemeinschaft. Heute seien die meisten Kropf-Häuser desolat, derweil sich der Eigentümer in Florida sonne.

Der potentielle Käufer Horst habe es, so fürchten die Neustädter, allein darauf abgesehen, die 1700 Wohnungen in Eigentum umzuwandeln. Monatelang hat die Stadtteilinitiative recherchiert und herausgefunden, daß der Geschäftsmann „knallharte Methoden“ bevorzuge. Sogar von Subventions- und Steuerbetrug ist an diesem Abend die Rede. Auch „Mieter helfen Mietern“ (MhM) hat nicht gerade gute Erfahrung mit dem Wohnungseigentümer Wolfgang Horst gemacht: „Er droht beim geringsten Anlaß mit Kündigungen“, untermauert die anwesende MhM-Juristin Eve Raatschen die Sorgen der Versammelten.

Die MieterInnen haben Angst, nach dem Immobiliendeal von dem neuen Besitzer auf die Straße gesetzt zu werden. „Man sieht sich doch schon unter Brücken nächtigen“, sagt eine grauhaarige Anwohnerin besorgt. Die Mietjuristin Raatschen beruhigt da: Nach einer Umwandlung könne der Eigentümer den Mieter frühestens nach zehn Jahren kündigen. „Trotzdem ist es wichtig, daß wir uns wehren,“ meint ein junger Mann aus der Runde: „Stellen Sie sich vor, Sie würden ein Haus erwerben wollen und stellen dann fest, daß darin lauter rebellische Mieter wohnen. Würden Sie das Haus dennoch kaufen?“

Um die Umwandlungswelle zu verhindern, fordern die Bewohner der südlichen Neustadt in ihrem offenen Brief erstens: „Der Senat muß endlich mit der sozialen Erhaltungsverordnung in die Puschen kommen, da bislang nur Aufstellungsbeschlüsse existieren.“ Umwandlungen sind in solchen Gebieten weit weniger lukrativ, weil durch eine Erhaltungsverordnung Luxusmodernisierungen verboten werden können, erklärt Dressel.

Zweitens: Die Stadt solle bei Grundstücksgeschäften im großen Stil einen Fonds einrichten, damit sie mögliche Vorkaufsrechte wahrnehmen kann. „In Nürnberg läuft das schon so“, so Dressel, „die Stadt finanziert den Immobilienkauf über einen Fonds vor, sucht dann seriöse Käufer und bekommt so das investierte Geld zurück.“

Drittens: Verhinderung der Kreditvergabe an Wolfgang Horst, dessen wichtigste Hausbank die Hamburgische Landesbank sei. „Es wäre ein offener Widerspruch, wenn die Stadt das Viertel einerseits schützen will, indem sie eine Erhaltungsverordnung aufstellt, andererseits aber Horst die nötigen Millionen gewährt, um das gesamte Areal aufzukaufen und umzuwandeln“, empört sich Dressel. Das, zumal ihm eine Bank-Auskunft vorliege, nach der Horst ein Kredit von maximal 100.000 Mark eingeräumt werden dürfe. Da Horsts zweite Bank die Deutsche Bank ist, macht sich in der Runde noch eine andere Hoffnung breit: Vielleicht ist die ja nach deren Schneider-Blamage jetzt vorsichtiger geworden.