Mahnmal und Zeichen der Solidarität

■ Ein Denkmal soll an den Tod von Kemal Altun erinnern, der 1983 während seiner Asyl-Verhandlung aus dem 6. Stock des Verwaltungsgerichts sprang / Spendenaufruf an Öffentlichkeit

Fast elf Jahre nachdem sich Kemal Altun aus Furcht vor seiner drohenden Abschiebung in die Türkei während seiner Gerichtsverhandlung aus dem Fenster des 6. Stockes des Gerichtsgebäudes stürzte, soll jetzt ein Denkmal für ihn errichtet werden.

Die Bezirksverordnetenversammlung von Charlottenburg hatte auf Anregung der Internationalen Liga für Menschenrechte bereits 1989 beschlossen, ein Denkmal an der Hardenbergstraße in der Nähe des Verwaltungsgerichts aufzustellen und lange Diskussionen über Gedenktafel oder Denkmal und Ort geführt. Doch seitdem war nichts passiert. Nun sei höchste Zeit zum Handeln, glaubt die Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg, Monika Wissel, für die der Tod von Altun vor dem Hintergrund eskalierender Ausländerfeindlichkeit von „beklemmender Aktualität“ ist.

Aufgrund leerer Bezirkskassen wendet sie sich mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit. Wissel hat bereits fast ein Drittel der benötigten Summe von etwa 30.000 Mark zusammen. Verschiedene Banken, Sparkassen und die Internationalen ÄrztInnen für die Verhütung des Atomkrieges und soziale Verantwortung beteiligten sich bereits mit mehreren tausend Mark. Wissel geht es aber nicht nur darum, Menschen mit „großem Portemonnaie“ anzusprechen. „Auch und gerade in diesem Fall ist es möglich, persönlich und privat ein Zeichen der Solidarität mit unseren Nachbarn anderer Nationalitäten zu setzen“, so die Bezirksbürgermeisterin. Sie hofft, daß sich möglichst viele an dem Denkmal beteiligen, auch mit kleinen Beiträgen, „als Beweis dafür, daß diejenigen, die das friedliche Zusammenleben stören und zerstören wollen, sich nicht auf Mehrheiten stützen können, nicht einmal auf unser Schweigen“.

Die Ausländerbeauftragte von Charlottenburg, Azize Tank, hofft, daß das Denkmal „wachhält“. Es gehe nicht darum, sich schuldig zu fühlen, sondern darum, Geschichte und Vergangenheit nicht zu vergessen. Das Bezirksamt wählte unter den nach einer Ausschreibung eingegangenen Vorschlägen das Modell von Akbar Behkalam aus. Der Künstler wird „aus innerer Überzeugung“ ohne Honorar arbeiten. Das Denkmal in Form eines kompakten flächigen Dreiecks mit der Figur eines Stürzenden soll den psychischen Druck ausdrücken, der auf Kemal Altun lastete und ihn zum Sprung zwang.

Spenden an Postbank, Konto-Nr. 4886101, BLZ 100.100.10; Berliner Sparkasse, Konto-Nr.: 710 011 679, BLZ: 100.500.00; Berliner Bank, Konto-Nr.: 990 800 8700, BLZ: 100.200.00 Barbara Bollwahn