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Spaß mit Schrubber, Feudel und Lackleder

■ Hamburger Kabarettistinnen „Blendende Schönheiten“ auf dem Weg nach oben

Sie hassen Schubladen und enge Weltsichten, und sie lieben Streit: Die Blendenden Schönheiten haben sich mit ihrer Comedy-Show bis zum „Magazin Z“ im Kanal 4 bei RTL und Sat1 hochgelacht. Die Hamburgerinnen Ellen Strobel, 33, und Pia Hoffmann, 35, stehen seit vier Jahren zusammen auf der Bühne, um Zwischenmenschliches zu karikieren.

Sie frotzeln sich in bester Ehemanier auf der Bühne an. Pia, die mit ihren 1,76 Meter lässig auf die kleine Kollegin, 1,58, herabsieht, fragt als aufgetakelte Moderatorin die coole Lackfetischistin Ellen nach den neuesten Trends. Oder die Große gibt als Reporterin die gutmütige Intellektuelle, während Ellen den abgedrehten Professor mimt. Oder beide sitzen mit über dem Kopf geknoteten Tüchern da, Schrubber und Feudel noch in der Hand, um über die Höhe der Staubflocken vor Nachbars Tür zu fachsimpeln.

Ellen tritt im engen roten Samtkleid ebenso gewandt auf wie im schwarzen Anzug, Pia hat den Anzug nun allerdings gegen ein weißes flatterndes Hängerkleid eingetauscht: „Vor allem mit roten Pumps zusammen kommt das optisch einfach besser.“ Und Ellen freut sich über Pias schöne Beine. Aber: „Wir verarbeiten aber nicht unsere Ehe in unserem Programm“, betont Ellen, vormals Bassistin und Bandleaderin. Und Pia, zuvor Modezeichnerin, stellt klar: „Wir treten nicht als Paar auf. Wir sind ein Duo.“

Ein Duo, das sich auf Anrempeleien zu zweit spezialisiert hat, die sich auch mal bis zum Boxkampf steigern, um dann in einer Polka mit einem geträllerten „Hola diri“ zu enden. Sie wollen die „allgemeinen Schwächen der Menschen“ zeigen, sie spielen mit dem Grotesken im Normalen. Und auch wenn lesbisches Publikum wiederholt von den beiden begeistert war: „Wir machen überhaupt nichts Lesbisches. Es ist keine Nummer drin, die mich an irgendwas Lesbisches erinnert“, definiert Ellen.

Sie wollen Lachen provozieren, mit dem Publikum spielen, einfach „gut unterhalten“. Mit ihrer skurrilen Mimik, ihren Pat-&-Patachon-ähnlichen Tänzen und Parodien auf abgehalfterte Schlager- und Popstars: Dabei kriegen Adriano Celentano und Frank Sinatra ihr Fett ab und Ellens rauchige, kehlige Stimme kommt zum Einsatz. Ihre Miete können sie inzwischen von ihren Auftritten bezahlen, von ihren alten Jobs haben sich die Performance-Ladies erleichtert verabschiedet: „Weil das Lachen und das Arbeiten damit einfach schöner ist.“ Uta Bollow

Damen können sich zwei Videos der „Blendenden Schönheiten“ im Frauenmedienladen BILDWECHSEL, Rostocker Str. 25-27 in St.Georg, Tel. 24 63 84, ansehen.

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