Mal wieder testen, ob DDT wirklich giftig ist

■ Heute Novellierung der EU-Pestizidrichtlinie?

Berlin (dpa/taz) – Derzeit in Deutschland verbotene Gifte könnten bald wieder den Weg auf unsere Äcker finden. Der Grund: Heute will die Mehrheit im EU- Ministerrat die Pestizidrichtlinie novellieren. In den kommenden Jahren soll europaweit festgelegt werden, ob so altvertraute Chemikalien wie DDT oder Atrazin wirklich giftig und gefährlich sind und deshalb verboten gehören. Im Anhang VI der Richtlinie wird die Zulassung von 700 Giften in der EU neu geregelt.

Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU), sonst durchaus kein Feind der Giftspritze, will Widerstand leisten: „Ich werde mich dafür einsetzen, daß es in Brüssel nicht zu einer Verabschiedung kommt.“ Mit Telefondiplomatie versuchte man gestern, außer den Niederlanden und Dänemark einen weiteren Verbündeten zu gewinnen, um eine Sperrminorität zu erreichen. Frankreich und Belgien standen auf der Liste.

Problematisch an dem Richtlinien-Entwurf ist nicht nur die mögliche Wiederzulassung in Deutschland schon verbotener Gifte. In ihrer jetzigen Form würde die Novelle auch grundsätzlich den Schutz des Trinkwassers aushöhlen. Der Entwurf erlaubt nämlich, so viel Gift zu verspritzen, daß eine Überschreitung der Grenzwerte der Trinkwasserrichtlinie folgen würde. Das Umweltbundesamt hat gerade erst an der Hälfte aller deutschen Grundwassermeßstellen Pestizide gefunden. Und die Bundesregierung erklärte kürzlich, daß sich ein Zusammenhang zwischen der Zahl der Fehlgeburten und dem Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln in einzelnen Regionen herstellen läßt. ten