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■ Heckelmanns Vergangenheit: Mit üblem Ganovenstück FU-Präsident geworden

An einem Sommertag des Jahres 1987 blickte der Wissenschaftsausschuß des Abgeordnetenhauses in einen Abgrund. Ihm wurde berichtet, mit welch unsauberen Methoden sich der Juraprofessor Dieter Heckelmann den Weg freigekämpft hatte, um Präsident der Freien Universität (FU) zu werden. 1983 war das gewesen.

Was war geschehen? Eine üble Beschimpfung des amtierenden FU-Präsidenten Eberhard Lämmert in der Deutschen Universitätszeitung (DUZ) hatte kurz vor der Präsidentenwahl für Empörung gesorgt, denn der Schreiberling hatte seine Tiraden unter falschem Namen verfaßt. Die Untersuchung des Falles durch die FU riß Heckelmann (als Vizepräsident) entgegen der Anweisung des Präsidenten Lämmert an sich. Wenig später präsentierte er achselzuckend ein Ergebnis: Der anonyme Verfasser könne nicht mehr ermittelt werden. Der Artikel hatte Folgen: Der linke Präsident Lämmert fiel bei der Neuwahl durch – gegen Heckelmann.

Vier Jahre später tauchte das Manuskript auf, und die Handschrift entlarvte Dieter Heckelmann selbst als den damals Gesuchten: Ein Fall wie aus Kleists „Zerbrochenem Krug“, in dem der Dorfrichter Adam in die Lage gerät, den Richter in eigener Sache zu spielen. Heckelmann ging noch dreister vor.

Er nutzte eine Reise seines Vorgesetzten, um sich des Verfahrens zu bemächtigen. Tatsächlich hatte der aufs Präsidentenamt versessene Juraprofessor, um seine Siegeschancen zu verbessern, selbst die Idee mit dem anonymen Pamphlet entwickelt – in der Sauna gemeinsam mit seinen konspirativen Rechts-Freunden von der FU, Randelzhofer und dem späteren Bundesverteidigungsungsminister Rupert Scholz (CDU).

Später, als alles herauszukommen drohte, holte Heckelmann seinen Mittäter, den FU-Pressesprecher Schlooz, in seine Wohnung, um mit ihm in einem Rollenspiel seine Vernehmung zu trainieren. All dies plauderte Schlooz, den Heckelmann nach seinem Sieg im Machtkampf um den FU-Chefsessel fallenließ, später aus.

Das Ganovenstück voll trüber Mittelmäßigkeit war prägend. Konspirativ, wie er seine Wahl vorbereitet hatte, hat Heckelmann an der FU dann auch regiert. Wer ihm die nötigen Mehrheiten in den akademischen Gremien verschaffte, wurde (im besten Fall mit einer Uni-Stelle) belohnt. Wer sich seiner Politik in den Weg stellte, mußte mit seiner unerbittlichen Verfolgung rechnen. Eine großangelegte und kostspielige Umstrukturierung seiner Verwaltung diente eigens dem Zweck, unliebsame Beamte kaltzustellen.

Als Heckelmanns Intrigenspiel 1987 aufflog, schien seine politische Karriere beendet. Er selbst war der Ansicht gewesen, wenn die Geschichte auffliege, sei er „bis auf die Knochen blamiert“ und könne „zur Not Versicherungen verkaufen in Taiwan“.

Doch Heckelmann besaß die Chuzpe, sich zur Wiederwahl zu stellen und sie innerhalb des konservativen Lagers durchzusetzen. Fest genug hing er in den Seilschaften der CDU, so daß der damalige CDU-Wissenschaftssenator Turner auch auf das geforderte Disziplinarverfahren gegen ihn verzichtete. Im Gegenteil: Seine Amtsführung empfahl den begabten Intriganten Heckelmann 1991 für den Posten des Innensenators. wist