Kokett unsportlich

■ betr.: „Handicap 47“, taz vom 15.6.94

[...] Es hat sich wohl noch nicht bis in die Reihen der tazlerInnen herumgesprochen, daß auch ehemals elitäre und dekadente Sportarten wie das Golfen mittlerweile einem enormen Imagewandel unterlagen. Aber es entspricht wohl leider immer noch dem kruden Selbstbild des intellektuellen Linken, möglichst unsportlich zu sein und damit auch noch zu kokettieren. Hier wird sich über Menschen lustig gemacht, die ihren Körper ernst nehmen, ihm Aufmerksamkeit schenken und Spaß mit etwas Mühe verbinden, ihn lange gesund zu erhalten. Es würde uns nicht verwundern, wenn es sich bei dem Autor um eine gedrungene Gestalt handelte, die kettenrauchend vor dem Computer hockt und dessen einzige sportliche Betätigung das Naserümpfen ist.

[...] Nicht genug, daß sich Autor und Kollege ein so hohes Handicap andichten, welches selbst die Veranstalter verwundert, will sich Sonnenborn wohl als angeblicher Satiriker (?) in seiner Lächerlichkeit auch noch durch „bewundernde Blicke“ bestätigt sehen. Am schlimmsten aber ist die Darstellung der einzigen Sportlerin auf dem ganzen Feld: Jutta von Quandt. Typisch, dieser eleganten „grande dame“ des Golf einen so merkwürdig-männlichen Händedruck anzudichten, daß sich Kollege Solenato sofort vom Spiel zurückziehen muß.

Es handelt sich augenscheinlich wieder einmal um Männer, die ihre fehlende erotische Ausstrahlung (siehe Bild) lediglich mit Sauferei kompensieren können („...mehrfache Bestellung... Birdy, please; aber on the rocks“). Zu meinen, daß mann mit Artikeln dieser Art den PR-Experten eins auswischen könnte, unterschätzt nicht nur die Öffentlichkeitsprofis, sondern läßt auch eine erhebliche Naivität im Umgang mit investigativem Journalismus erkennen. [... ] Sabine Arendt,

Dagmar Bundholtz, Berlin