Freiluftgalerie am Hafen

■ Zweitausend Meter lang: Eine Collage statt Wandbild zur Frauenarbeit im Hafen

Das Frauenwandbild am Fischmarktspeicher bleibt erhalten - allerdings nicht sichtbar. Direkt vor dem Kunstwerk wird eine Backsteinmauer hochgezogen. „Um die Wandsubstanz dahinter zu schützen“, so der dänische Investor R&S. Der hat den Speicher erworben und baut ihn zu Büros um, unter anderem für Greenpeace.

Eine Einigung mit dem „Arbeitskreis Frauen im Museum der Arbeit“, Initiatorinnen des 1989 entstandenen Wandbildes zu „100 Jahren Frauenarbeit im Hafen“, scheint dennoch möglich: Entlang eines ungefähr zwei Kilometer langen Weges soll eine gemalte Collage mit 13 Stationen entstehen.

Der Frauenarbeitskreis plant die Gemälde auf Mauern, Wänden und Stahlplatten der verschiedensten Gebäude am Hafenrand. Unter anderem an der Fassade eines Kühlhauses, der Stirnseite einer Treppe zum Elbhang und am Schornstein einer ehemaligen Fischräucherei. Vom Fischmarkt in Richtung Westen soll sich so eine Freiluftgalerie von hafenbezogenen Frauenbildern an der sich ständig verändernden Hafenkante erschließen. Frauen aus unterschiedlichen beruflichen und politischen Zusammenhängen werden Bildentwürfe erarbeiten, das Malen werden Künstlerinnen aus verschiedenen Nationen übernehmen.

Dies sei „ein Versuch, Frauenleben und weibliche Arbeit aus dem Blickwinkel verschiedener kultureller Traditionen zu betrachten und in der Sprache unterschiedlicher Stile in die Öffentlichkeit zu bringen“, erklärt die Malerin Hildegund Schuster, die bereits am ersten Frauenwandbild mitgearbeitet hat.

Derzeit wird über die Finanzierung verhandelt. Die Initiatorinnen veranschlagen 120.000 Mark für das Gemäldemosaik. Mittel wurden bereits von der Stadt und dem Investor R&S zugesagt - aber konkrete Zahlen liegen noch nicht auf dem Tisch. Doch die Zeit drängt: Anfang Juli soll alles unter Dach und Fach sein, denn die „Freiluftgalerie“ soll zum nächsten Hafengeburtstag am 8. Mai 1995 eingeweiht werden.

Torsten Schubert