■ Murdoch steigt bei Vox ein
: Medienkontrolleure – was nun?

Ein Glück, daß Rupert Murdoch, der Medienzar, wenigstens keine Zeitungen in Deutschland besitzt. Könnte man sagen. Und sich damit zufriedengeben, daß er auch mit den 49,9 Prozent, die er bei dem Minisender Vox übernehmen will, kaum direkten Einfluß auf die deutsche Medienlandschaft haben wird. Die Dumping-Methoden, mit denen er den britischen Zeitungsmarkt gerade unter seine Kontrolle bringt, machen hier so wenig Sinn wie seine Eingriffe in die redaktionelle Autonomie (zugunsten der Tories). Auch daß in seinen Medien die Menschenrechtsverletzungen in China keine Rolle spielen dürfen, weil er sich für sein asiatisches TV Star nicht den dortigen Markt verderben will, wird Vox nicht verändern.

Nein, um Vox geht es gar nicht mehr. Vox ist ohnehin, sieht man von den Spätabendmagazinen wie Spiegel- und Zeit-TV ab, nur noch eine Filmabspulmaschine mehr. Und auf sechs Prozent Reichweite, wie jetzt das Ziel lautet, kann der Sender anders auch nicht kommen. Mittlerweile geht es darum, ob in Deutschland überhaupt noch Medienpolitik gemacht wird – oder nur noch „Standortpolitik“. Die SPD macht's in Nordrhein-Westfalen vor: Vox wird so lange am Leben erhalten, bis Bertelsmann, wichtigstes Zukunftsunternehmen im Land der Krisenbranchen Kohle und Stahl, neue Partner gefunden hat, egal welche. Wenn nicht die luxemburgische CLT, dann eben Murdoch. Und wenn die CLT lieber noch ein eigenes Vollprogramm („RTL super“) auf die Beine stellen will, um so besser für den Standort Köln, wo die Studios wie Pilze aus dem Boden wachsen.

Nur: Wozu braucht man dann noch Landesmedienanstalten, wozu nationale Lizenzen? Die Tendenz zur globalen Kulturvermarktung halten sie nicht auf, allein schon, weil das grenzenlose Satellitenfernsehen immer billiger wird. Die Fans der Deregulierung, bei der FDP und anderswo, möchten die Kontrolleure am liebsten ganz abschaffen. Doch was uns dann blüht, läßt sich erahnen: Dann wird der Existenzdruck auf die Öffentlich-Rechtlichen immer größer. Die Menetekel sind da. In England mußte sich die BBC mit Murdoch arrangieren (weil sie auf seinen Satelliten angewiesen ist), in Italien setzt Berlusconi als Regierungschef der RAI die Daumenschrauben an.

Eine Chance, die Standards des Fernsehens als Informationsmedium nicht alleine Kirch, Thoma und Murdoch zu überlassen, haben die Medienanstalten nur, wenn sie sich von der Leine ihrer Landesregierungen und deren Standortpolitik freimachen. Wenn sie auch einmal nein sagen und eine Frequenz für eine Weile leer lassen. Sonst geht die immer an den Meistbietenden. Und geboten wird für die freien Frequenzen nur noch das eine: die immergleiche Abspielmaschine. Michael Rediske