■ Cash & Crash
: Broker setzen auf Afrika

Berlin (taz) – Nach der Devise, daß es in Afrika eigentlich nur noch aufwärts gehen kann, scheinen sich internationale Anleger neuerdings zu verhalten. Jedenfalls sind allen Meldungen über die allgemeine Wirtschaftskatastrophe auf dem afrikanischen Kontinent zum Trotz die afrikanischen Börsen im Kommen. Vergangenes Jahr gab es noch keinen nennenswerten Aktienfonds, der sich auf Afrika spezialisierte. Jetzt gibt es mindestens ein halbes Dutzend.

Mit Abstand größter Markt und größter Hoffnungsträger in der Region ist natürlich Südafrika, mit einem Aktienvolumen von 217 Milliarden Dollar etwa so groß wie Mexiko. Die restlichen Börsen des Kontinents bringen es zusammen gerade einmal auf 13 Milliarden Dollar.

In Ghana sind nur 15 Unternehmen börsennotiert, in Botswana sogar bloß zehn. Allerdings werden bevorstehende Privatisierungen von Staatsunternehmen, etwa der Kupferminen in Sambia, hier Abhilfe schaffen. Allein als der ghanaische Staat seine Anteile an der Ashanti- Goldmine verkaufte, vervierfachte sich die Zahl der in Accra gehandelten Aktien. Das wachsende Interesse der Finanzakrobaten dürfte vor allem auf den wirtschaftlichen Reformprogrammen zahlreicher afrikanischer Staaten beruhen. Als Simbabwe vor einem Jahr Wirtschaftsreformen einleitete – Steuersenkungen und freie Kapitalbewegung über die Grenzen hinweg –, zog die dortige Börse gleich zwei Millionen Dollar aus dem Ausland an. In diesem Jahr kletterte der Aktienindex sogar um mehr als 200 Prozent. Die Reformen könnten auch dazu führen, daß Fluchtkapital zurückkehrt. Die Weltbank schätzt es auf 80 Prozent des Bruttosozialprodukts der Region.

Doch sollten sich hoffnungsfrohe Anleger nicht zu optimistisch Richtung Afrika orientieren. Denn nicht alle Länder, die für ihre Wirtschaftsreformen gelobt wurden, erweisen sich als sicherer Anlagemarkt. Unter den von der Weltbank noch vor kurzem hervorgehobenen Reformländern befand sich zum Beispiel auch Ruanda. Nicola Liebert