Reiseunternehmen Humboldt-Uni

■ „Schulungsstätten“ am See für Seminare und Urlaub

Vergilbtes Parkett-Imitat bedeckt den Fußboden, halblange Stores vor den Fenstern verhängen den Blick über den See. Die mit braunem Stoff bezogenen Stühle sind akkurat plaziert. Ältere Frauen mit Schürze und Dauerwelle reichen deftige Wurstplatten und Tee zum Abendbrot.

Was auf den ersten Blick nach einer Mischung aus Jugendherberge und Dorfgasthaus aussieht, ist die „Schulungsstätte der Humboldt-Universität zu Berlin am Scharmützelsee“ – ein Relikt aus DDR-Zeiten, als alle „gesellschaftlichen Einrichtungen“ über solche Ferienheime verfügten.

Das Haus liegt auf einer Halbinsel am Südende des größten brandenburgischen Sees bei Wendisch- Rietz, mit der Regionalbahn über Königs Wusterhausen zu erreichen – in einer der „landschaftlich schönsten Gegenden des Tieflandes der neuen Bundesländer“, wie der Prospekt preist.

Vier Zweibettzimmer erwarten im alten Hauptgebäude die Gäste, auf der Wiese davor stehen 16 Platten-Bungalows mit je zwei kleinen Doppelzimmern, deren Ausstattung bereits teilweise „gewestet“ ist: ein großer Farbfernseher inklusive. Duschen gibt es allerdings nur in sechs der Häuschen, dafür aber einen hauseigenen Badestrand, Fahrräder und Ruderboote.

Während des Semesters steht das „Objekt“ für Kompaktseminare zur Verfügung – in den Seminarraum passen 40 Studenten. Humboldt-Angehörige übernachten kostenlos, müssen aber die obligatorische Verpflegung bezahlen. Anderen Universitäten berechnen die Humboldtianer einen Unkostenbeitrag von etwa 30 Mark pro Nacht und Bett. In den Ferien kann man am Scharmützelsee auch Urlaub machen, offeriert Martin Zabke, Leiter des Referats „Gästehäuser“ der Universität, dem neben den Gästeunterkünften und der Kita in Berlin auch das Ferienlager am Milasee untersteht.

Die Charité betreibt in Egsdorf am Teupitzer See, südlich von Berlin, ein eigenes Schulungsheim. Es steht „für alle Bedürftigen“ zur Verfügung, wie der Vorsitzende des Personalrats, Norbert Dunker, formuliert. Wer dort Seminare abhalten will, muß einschließlich Vollpension für jedes der etwa 50 Betten 45 Mark pro Tag hinlegen. Auch Außenstehende können buchen.

Ein Problem stört die Idylle allerdings: Auf dem Grundstück lasten ungeklärte vermögensrechtliche Ansprüche. Ein weiteres Heim im benachbarten Teupitz mußte das Klinikum im Februar bereits abgeben. Ralph Bollmann