„Gut integriert“

■ Vereinsamter Asylbewerber aus Sri Lanka erhängte sich in Hattorf

Osterode (taz) – Offenbar aus Verzweiflung hat sich in Hattorf (Landkreis Osterode) in der Nacht zum vergangenen Samstag ein Asylbewerber aus Sri Lanka das Leben genommen. Dies teilte Martin Weber vom Vorstand des Niedersächsischen Flüchtlingsrates am Donnerstag gegenüber der taz mit. Der sechsundzwanzigjährige Mann, dessen Asylverfahren noch lief, habe sich zwei Kilometer außerhalb des Dorfes in einem Wald erhängt.

Die Behörden haben den Vorfall bislang nicht öffentlich gemacht. Ein Sprecher der Kriminalpolizei in Osterode bestätigte nach längerem Zögern den Selbstmord. Der Tote habe etwas Bargeld und einen Zettel bei sich getragen, „so eine Art Abschiedsbrief“. Den Text habe er aber nicht entziffern können, sagte der Polizeisprecher. Es sei „klar, daß persönliche Motive“ zu der Selbsttötung geführt hätten. Der Tamile sei in Hattorf „gut integriert“ gewesen und als lebensfroher Mann bekannt gewesen.

Zu einer ganz anderen Einschätzung kommmt Flüchtlingsratssprecher Weber. Das Opfer und ein weiterer Tamile hätten in dem Dorf in „völliger Isolierung“ gelebt. Niemand habe sich um die Flüchtlinge gekümmert, „auch die beiden Kirchengemeinden nicht“. Ein vor anderthalb Jahren gestellter Umverteilungsantrag sei abschlägig beschieden worden. Wegen der für Asylbewerber geltenden Residenzpflicht habe der Mann noch nicht einmal seinen in Göttingen lebenden Onkel besuchen dürfen.

Weber berichtete weiter, das Hattorfer Sozialamt habe sich „erstmals seit Monaten“ nach dem Tod des Mannes in der Wohnung gemeldet, um den Radiowecker zu beschlagnahmen. Damit solle ein Teil der Bestattungskosten beglichen werden. Reimar Paul