■ Das Portrait
: Aleksander Lukaschenko

Er klingt selbstsicher, läßt keine Zweifel an seinem Programm zu und bügelt jeden Widerspruch nieder. Die haarsträubendsten Argumente trägt er mit inbrünstiger Überzeugung vor. Doch inzwischen hat er selbst etwas Angst vor seinem Erfolg bekommen. Aleksander Lukaschenko, Abgeordneter des weißrussischen Parlaments und Weißrußlands Aufsteiger des Jahres, hat in der entscheidenden Runde der Präsidentschaftswahlen seinen Konkurrenten, Premierminister Wjatscheslaw Kebitsch, mit 80,1 Prozent mehr als deutlich geschlagen.

Auf sich aufmerksam machte der 39jährige Sowchoz-Direktor als Vorsitzender des Antikorruptionsausschusses des Parlaments. Er zauberte unbezahlte Rechnungen für die Datscha des Parlamentsvorsitzenden Schuschkjewitsch aus dem Hut. Daß dessen Datscha geradezu ärmlich und die Rechnungen inzwischen bezahlt waren, machte nichts: Die prokommunistische Mehrheit nahm die Vorwürfe zum Anlaß, sich des Mannes zu entledigen, der, so gut er konnte, seine Hand über die oppositionelle Presse und nichtkommunistische Initiativen im Land hielt. Doch Lukaschenko beendete seinen Kreuzzug keineswegs, als nächstes attackierte er führende Regierungsmitglieder, darunter Kebitsch selbst. Der revanchierte sich im Wahlkampf mit einer Schmutzkampagne in den staatlich gelenkten Medien, in denen

Ein Sieger Foto: Reuter

Lukaschenko als Dieb, Säufer und von Verfolgungswahn geplagter Karrierist hingestellt wurde. Genutzt hat ihm das wenig.

Lukaschenkos Antikorruptionsfeldzug verdeckt die Widersprüchlichkeiten seines Wirtschaftsprogramms. Wie es sich für einen langjährigen Komsomolzen und sowjetischen Agrarwissenschaftler gehört, setzt er auf den Staat und dessen Subventionen. Die Inflation soll durch Preislenkung gesenkt werden, Privatisierung wird es für ihn nicht geben, „unser Volk ist darauf nicht vorbereitet“, und außerdem sei so etwas „im höchsten Maße mafios“. Außenpolitisch ist es ihm gelungen, Kebitschs Anschlußpläne an Rußland noch zu überbieten: Er will nicht nur eine Währungsunion mit Rußland, er will sogar die Auflösung der UdSSR annullieren lassen.

Im Fernsehen wurde Lukaschenko gerne mit Schirinowski verglichen, doch er weist das entrüstet zurück: „Will ich etwa die weißrussische Südgrenze bis zum Schwarzen Meer ausdehnen?“ Klaus Bachmann