Neue Transporthindernisse für den Atom-Castor

■ Eisenbahnergewerkschaft will mehr Sicherheit / Griefahn: Keine Genehmigung

Berlin (taz) – Vor dem ersten Castor-Behälter, der mit Atommüll beladen auf einem Eisenbahnwagen ins Wendland rollen soll, türmen sich neue Hindernisse. Gestern verlangte die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen für ihre vom Transport betroffenen Mitglieder. „Die Sicherheitsmaßnahmen für die Rangierer und Kuppler dürfen keinesfalls schlechter sein als die für Atomarbeiter, die alltäglich mit den Castors umgehen“, sagte Wolfgang Häuser vom GdED- Vorstand der taz. Darüber habe die Gewerkschaft auch Bahnchef Heinz Dürr unterrichtet.

Beim Beladen und Bugsieren des Castors innerhalb des AKW- Gebäudes tragen die AKW-Arbeiter Schutzkleidung, beim Verladen außerhalb nurmehr „einen Blaumann, Helm und Sicherheitsschuhe“, beschreibt Günter Langetepe vom AKW Philippsburg die üblichen Schutzmaßnahmen. Die Strahlung an der Oberfläche des Castors dürfe 200 Milli-Rem pro Stunde betragen, 6,5mal soviel wie einem Bundesbürger jährlich zuzumuten ist. „Wir haben die Messung für diesen Castor noch nicht durchgeführt, sie ist aber bestimmt niedriger“, so Langetepe.

Auch Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) baute neue Hindernisse auf. Dem Rundfunksender Radio Brandenburg erklärte sie, ihr Land werde keine Genehmigung für Atommülltransporte erteilen. Atommüll dürfe doch nicht einfach durch die Gegend gefahren werden, ohne das dies notwendig sei. Das Umweltministerium Baden-Württembergs hatte der Griefahn-Behörde amtlich bestätigt, daß „eine zwingende Notwendigkeit für den Transport ... nicht besteht“. Bei der Entscheidung im niedersächsischen Kabinett werde die Frage der Notwendigkeit des Transports eine herausragende Rolle spielen.

Zweihundert Atomkraftgegner im Wendland begannen derweil wie vor 15 Jahren, Pässe für die Freie Republik Wendland auszustellen und gewaltfreies Training für jüngere Demonstranten zu organisieren. Bis auf einen wildgewordenen Polizeihelikopter, der im Tiefstflug über das Hüttendorf brauste, sei alles ruhig geblieben, hieß es. H.-J. Tenhagen