In zwei Tagen 15 Tote bei Anschlägen in Algerien

■ Bürgerkrieg forderte bisher rund 4.000 Opfer

Rom/Algier/Berlin (AFP/taz) – Bei einem Überfall auf algerische Polizisten in der Nähe der italienischen Botschaft in Algier sind am Dienstag vier Menschen getötet worden. Dies berichteten übereinstimmend Augenzeugen in Algier und die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Danach wurden zwei Polizisten und zwei Angreifer getötet, ein dritter Angreifer wurde festgenommen. Die Auseinandersetzungen ereigneten sich nur wenige Meter von einer Menschenschlange entfernt, die vor der Visa-Abteilung anstanden.

In Algerien, wo verbotene islamistische Untergrundorganisationen das vom Militär dominierte Regime gewaltsam bekämpfen, eskaliert seit Tagen die Gewalt. Am Montag abend wurden der Leiter der Nationalen Veterinärschule und der Direktor der Nationalen Behörde für Berufsbildung erschossen. Zuvor waren im Laufe des Tages bereits neun Personen, darunter sieben Ausländer, getötet worden. Für die Anschläge werden radikale Islamisten verantwortlich gemacht, die im vergangenen September alle Ausländer aufgefordert hatten, das Land zu verlassen. Seither wurden 51 Ausländer ermordet.

Zielscheibe von Anschlägen sind aber auch Personen, die verantwortliche Posten innehaben, sowie Intellektuelle und jene Algerier, die gegen das Regime sind, aber auch in keinem von Islamisten regierten Staat leben wollen. Umgekehrt gehen die algerischen Sicherheitskräfte mit äußerster Brutalität gegen mutmaßliche Islamisten vor; allein im Juni kamen mindestens 187 von ihnen bei „Operationen“ der Sicherheitskräfte ums Leben. Insgesamt wird die Zahl der Opfer des schleichenden Bürgerkriegs seit Januar 1992 auf 4.000 geschätzt. Damals hatten die Machthaber den zweiten Wahlgang zu den ersten freien Parlamentswahlen kurzerhand abgesagt, nachdem die „Islamische Heilsfront“ (FIS) bei der ersten Runde in Führung lag.