Ich hol Dir keine Sterne mehr vom Himmel

■ ... sie fallen vielleicht von selber runter / Von Kometen und anderem Unbill Von Ute Schmölz

Aus wichtigen Werken der abendländischen Literatur sind uns verschiedene Urängste des Menschen bekannt. So zum Beispiel die Befürchtung, es könne einem eines Tages der Himmel auf den Kopf fallen oder die Wildschweine könnten aussterben. Am ersten Tag der Hamburger Weltraumwoche klärte Professor Jürgen Rahe von der NASA gestern im CCH über eine weitere, uralte Horrorvorstellung auf: Die Gefahr, von einem Kometen erschlagen zu werden.

Aktueller Anlaß: Astronomen haben festgestellt, daß zwischen dem 16. und dem 21. Juli 1994 Fragmente des Kometen Shoemaker-Levy 9 mit dem Jupiter kollidieren. Eine wissenschaftliche Sensation, die von Teleskopen auf dem ganzen Globus sowie verschiedenen Raumsonden verfolgt werden wird. Denn keiner weiß genau, was passieren wird, wenn die 21 Bruchstücke des Kometen mit einem Tempo von 60 Kilometern in der Sekunde in die Wolkenhülle des Riesenplaneten eintauchen.

Beim Kontakt mit Helium und Wasserstoff können Lichtblitze und Feuerbälle entstehen, vielleicht verglühen die kleinen Kometenteile aber schon, bevor eine Kollision mit dem festen Jupiterkern stattfindet. Erdbewohner ohne wissenschaftliches Teleskop können von dem eigentlichen Zusammenprall ohnehin nichts sehen, zumal er sich auf der dunklen Nachtseite des Gasballs ereignet. Erst nach einer Stunde wandert die Einschlagstelle ins Blickfeld der Erde.

Aber auch auf der Erdoberfläche gibt es noch viele Spuren von Kometeneinschlägen aus grauer Vorzeit. Eine Theorie besagt sogar, daß den Dinosauriern vor zirka 65 Milliarden Jahren durch einen Asteroiden der Garaus gemacht wurde. Was uns Säugetiere betrifft, kann uns Professor Rahe allerdings beruhigen. Kometen, die Krater von über 50 Kilometer Durchmesser anrichten könnten, treffen nur alle zehn Millionen Jahre die Erde. Und die Wahrscheinlichkeit für jeden einzelnen, einem Asteroiden zum Opfer zu fallen, liegt bei 1: 20.000. Also kein dringlicher Grund, Schutzhelme zu tragen.

Noch bis zum 19. Juli bietet die Weltraumwoche im CCH Gelegenheit, bei Vorträgen, Filmen und einer großen Ausstellung den Sternen näherzukommen.