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■ KommentarMut, Mirow, Mut!

Wer sich in Hamburgs Verwaltung umguckt, der entdeckt das kleine Karo.

Oft genug unten in der Hierarchie, wo's kein Wunder ist. Lernen BeamtInnen doch seit Preußens Gloria, daß sie Staatsdiener sind, dafür bezahlt werden, Verordnungen umzusetzen und vorgegebene Schablonen auszufüllen, statt sich eigene Gedanken zu machen.

Viel zu oft oben, wo's allmählich schon erstaunt. Geben doch Behördenspitzen und Berufspolitiker seit Jahren die Parole aus, daß der moderne Staatsapparat, eigenständiges Denken, Flexibilität, Effizienz und Transparenz dringend benötigt. Um nur die verbreitetsten Floskeln zu nennen.

Mensch Mirow, die kennen Sie doch auch!

Und nun so was. Zensur? Na, den Begriff sollte man sich für ein bißchen größere Kaliber aufbewahren. Aber: Was ist denn eigentlich dabei? Wenn in einer offiziellen Behördenbroschüre auch mal eine Meinung zu lesen ist, die nicht der Senatslinie entspricht. Wenn interne Kritik mal nach außen dringt, ein Amt nicht als monolithischer Block auftritt, der die Wahrheit gepachtet hat. Da fliegt doch niemandem ein Zacken aus der Krone.

Möglich, daß man die Menschen, die jetzt mit dem Grünstift vergrätzt werden, noch mal braucht. Wenn's denn losgehen soll, die großen Verwaltungsreform-Hülsen mal umzusetzen, zum Beispiel.

Quere Gedanken könnten dann recht nützlich sein. Nicht durchstreichen, drüber nachdenken lassen. Auch wenn's dazu – Stichwort kleine Karos – ein bißchen mehr Mut bedarf.

Uli Exner

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