Charley verschleißt Seele und Geist

■ Der Ferienbeginn und das Wochenende sorgen für Verkehrsstaus erster Güte

Wohl dem, der gestern nachmittag beim einem kühlen Getränk bereits im Grünen saß: Auf den Hauptverkehrsstraßen stadtein- und auswärts sowie auf Teilen des Berliner Rings ging verkehrsmäßig fast gar nichts mehr. „Überall stop and go“, faßte Polizeiobermeister Hans Schulze von der Verkehrsregelungszentrale die Situation zusammen. Das Hoch Charley setzte dem Ganzen die Krone auf. Schreiende Kinder, cholerische Väter, heulende Mütter und der Opa kurz vorm Kreislaufcollaps, so stellte sich in den Schwitzkästen auf vier Rädern die allgemeine Lage dar. Aber die Berliner reagieren nun mal wie die Pawlowschen Hunde. Freitagnachmittag, Wochenende, Ferienbeginn: Rin ins Auto und uff die Tube jedrückt.

„Die Menschen überschätzen sich. Die Temperaturen bringen Verschleiß an Seele und Geist“, warnte Polizeiobermeister Schulze. Er selbst wäre in dieser Situation klüger. „Ich würde nach Feierabend nicht gleich losfahren, sondern erst mal nach Hause gehen, kalt duschen und nach ein paar Stunden Schlaf um vier Uhr morgens aufbrechen.“

Aber auch nachts erhitzt die ungewohnte Wärme die Berliner Gemüter: Bei rasanter Fahrt wollten sich viele Fahrer in der Nacht zu Freitag wohl Abkühlung verschaffen. Die Folge: Die Polizei nahm Dutzenden von Rasern die Pappe ab. Der Spitzenreiter war mit 117 Kilometern pro Stunde in der Innenstadt unterwegs gewesen.

Ganz so heiß wie gestern wird es am Wochenende jedoch nicht, vielmehr sollen die Temperaturen auf etwa 22 Grad sinken und vereinzelte Schauer die ersehnte Abkühlung bringen. Am Sonntag steigt die Quecksilbersäule dann wieder auf 25 Grad, und es bleibt trocken. Und ab Montag nächster Woche löst das Hoch Dirk Charley ab. Dann geht's wieder aufwärts mit 30 Grad und mehr im Verlauf der kommenden Woche.

Wegen der anhaltenden Trockenheit besteht weiter hohe Waldbrandgefahr. Das Brandenburger Landesforstamt rief außer in den Landkreisen Uckermark und Barnim überall die Waldbrandwarnstufe 3 aus. Für die Kiefernwälder im Süden wird am Wochenende mit der höchsten Stufe 4 gerechnet. Ab Stufe 3 ist das Betreten der Wälder verboten. Waldbrandwarndienste wurden eingerichtet und die Feuerwachtürme besetzt. Das Amt warnte davor, mit Autos in die Wälder und an die Seen zu fahren. taz/dpa