Handeln Sie, Herr Kinkel!

■ Der Schriftsteller Martin Walser bittet den Außenminister, Taslima Nasrin Asyl zu gewähren

Berlin (taz) – Die Schriftstellerin Taslima Nasrin aus Bangladesch, die sich weiterhin in ihrem Heimatland versteckt halten muß, hat sich, wie heute von BBC berichtet wurde, mit einem Hilferuf an amnesty international gewandt. Darauf habe die Menschenrechtsorganisation mit einem dringenden Appell an die Regierung von Bangladesch geantwortet, die Sicherheit der Autorin zu gewährleisten.

In der taz wendet sich der Schriftsteller Martin Walser in einem offenen Brief an Außenminister Kinkel mit der Bitte, die Bundesregierung möge Frau Nasrin politisches Asyl anbieten. „Ich möchte“, so Walser in seinem Appell, „solange wir noch einen liberalen Außenminister haben, Sie fragen, ob Sie etwas tun können für Taslima Nasrin. Ich bitte Sie, lieber Herr Kinkel, das, was hier getan werden muß, schnell zu tun.“ Europa, so Walser weiter, habe „die Religionskrankheiten hinter sich“ und dürfe gerade deshalb nicht zuschauen, „wie anderswo der religiöse Terror sich austobt“.

Auch die österreichische Autorin Elfriede Jelinek schließt sich der Kampagne von „Reporter ohne Grenzen“ und zahlreichen europäischen Zeitungen für Taslima Nasrin an. „Offenkundig wird schon wieder eine schöne große Religion bedroht, und zwar von Ihnen, Taslima“, so Jelinek. „Wenn Ihnen ein Leid zugefügt würde, dann würde auch Ihre Religion zusammenkrachen wie ein kaputtes Gerüst.“ Jelinek macht besonders auf den Widersinn der Zensurbestrebungen der „ernsten bärtigen Männer“ in Zeiten eines immer schnelleren globalen Informationsflusses aufmerksam. Jörg Lau Seite21