Sanssouci
: Vorschlag

■ Habreira Hativ'it – Orientalisches aus Israel im Tempodrom

Shlomo Bar und Habreira Hativ'it Foto: promo

Vor einer Dekade noch wäre dieser Festivalbeitrag möglicherweise geplatzt. Israelische Heimatmusik als Sound zu den Abendnews von der palästinensisch-israelischen Heimatfront – welch eine Odyssee! Der Klezmer-Knick sollte später die Wunden offenlegen. Ein Kick vielmehr, ein bißchen Gier vielleicht, die alten Bilder zu vermüllen und endlich etwas Neues zu erleben. Nur, das kam aus New York und mit ihm die Einsicht, daß jüdische Kultur in sich nicht nur sehr heterogen ist, sondern vor allem auch spaßig sein kann. Da stellte sich dann beispielsweise die selbsternannte Avantgarde einer Radical Jewish Culture als New Yorker Festivalclou in München vor, und der afroamerikanische Klarinettist Don Byron spielt die Musik von Klezmer- Schänder Mickey Katz: very fast, very funny and very fusion. Auch wenn er seinen Spruch, daß Klezmer jüdischer HipHop sei, mittlerweile ziemlich daneben findet, wie er bei seinem außergewöhnlichen Konzert im Franz-Club letzte Woche betonte.

Ganz anders, hebräisch und bibelsicher nämlich, kommt jetzt Shlomo Bars Habreira Hativ'it-Ensemble aus Tel Aviv daher, das von heute bis Sonntag beim diesjährigen Heimatklänge-Festival „Odyssee“ die other side israelischer Alltagskultur repräsentieren soll. Und die klingt nun so unvertraut, wie ein Mix aus türkischen Melodien und afrikanischen Beats mit traditionellen Instrumenten gespielt eben klingen kann. Und sehr nach dem Versuch, zum originär israelischen Kunstkanon den orientalischen Part beizusteuern. In diesem Sinne ist Habreira Hativ'it („die Zusammenkunft“) israelischer Fusion – von Musikern gespielt, die, in Marokko, Indien, Iran und Paris geboren, heute in den Communities der sephardischen Juden leben. Und die guter Hoffnung sind, die religiösen und säkulären Gräben zur mächtigen Minderheit der aschkenasischen Juden (ost-)europäischer Herkunft wenigstens musikalisch überwinden zu können. Christian Broecking

Heute bis Sa. 21.30 Uhr, So.: 16 Uhr, Heimatklänge, Tempodrom, In den Zelten, Tiergarten.