Anschlag auf jüdisches Zentrum fordert 26 Tote

■ Israel macht Hisbollah für Bombe in Buenos Aires verantwortlich / Iranische Führung stimmte angeblich zu / Drei Ausländer in Argentinien verhaftet

Buenos Aires/Jerusalem (AP) – Bei dem Bombenanschlag auf das jüdische Zentrum in Argentinien am Montag sind mindestens 26 Menschen ums Leben gekommen, 127 Personen wurden verletzt. In Buenos Aires arbeiteten sich gestern Bergungsmannschaften durch die Trümmer des völlig zerstörten siebenstöckigen Hauses, um Überlebende zu retten. Der argentinische Präsident Carlos Menem gab bekannt, nach der vorübergehenden Schließung der Landesgrenzen seien drei Ausländer festgenommen worden, dabei handele es sich um einen Iraker, einen Marrokkaner und ein Iraner. Der Iraker habe einen abgelaufenen brasilianischen Paß bei sich gehabt, als er an einem Grenzübergang festgenommen worden sei.

Israels Regierungschef Jitzhak Rabin machte die Hisbollah für den Anschlag verantwortlich. Der israelische Geheimdienst habe Warnungen erhalten, wonach die libanesische Schiitenorganisation Rache für die jüngsten Schläge der israelischen Armee üben wollte. Es sei aber unmöglich gewesen, vorherzusagen, wo der Anschlag stattfinden werde. Ausländische Regierungen sollten mithelfen, „den Kopf der Schlange zu zerschmettern“.

Die Hisbollah hatte nach einem israelischen Luftangriff am 2. Juni, bei dem fünfzig Menschen getötet und Dutzende verwundet wurden, „schnelle und gnadenlose“ Vergeltung angekündigt. Für zusätzlichen Aufruhr hatte die Entführung des schiitischen Milizenführers Mustafa Dirani durch israelische Soldaten aus dem Libanon gesorgt.

Die in London erscheinende arabische Zeitung Al Hayat berichtete gestern unter Berufung auf westliche Geheimdienstkreise, die iranische Führung habe der Hisbollah grünes Licht für eine Racheaktion gegeben, allerdings unter der Bedingung, daß iranische Interessen in Europa nicht gefährdet würden. Die Regierung in Teheran wies den Vorwurf Rabins zurück, die Attentäter hätten „ideologische und handfeste Verbindungen zum Iran“. Radio Teheran zitierte einen Sprecher des Außenministeriums mit der Vermutung, der israelische Geheimdienst Mossad sei selbst für den Anschlag verantwortlich.

Die argentinischen Behörden glauben, daß die Explosion von einer Autobombe ausging, die ähnlich konstruiert war wie jene, mit der im März 1992 die israelische Botschaft in Buenos Aires zerstört wurde. Bei der bis heute nicht aufgeklärten Tat starben 28 Menschen, mehr als 220 wurden verletzt. Die argentinische Regierung rief gestern eine dreitägige Staatstrauer aus. In Argentinien leben rund 250.000 Juden; sie bilden die größte jüdische Gemeinde Lateinamerikas.