Kohl & der Dalai Lama

■ Unterschriftenaktion für Tibet

Berlin (taz) – Weniger Angst vor dem Zorn chinesischer Politiker in Peking und mehr Mut zur Unterstützung des tibetischen Dalai Lama forderten am Dienstag abend Tibet-Gruppen in Bonn. Ihre Vertreter übergaben im Kanzleramt Petitionen mit über 12.000 Unterschriften, in denen Bundeskanzler Helmut Kohl und Außenminister Klaus Kinkel gebeten werden, sich offiziell mit dem Dalai Lama zu treffen. Dies hat die Regierung bislang stets abgelehnt, um das deutsch-chinesische Verhältnis nicht zu belasten. Nicht nur das: Der Dalai Lama wurde in den vergangenen Monaten auf Intervention aus Bonn hin mehrfach von geplanten Veranstaltungen ausgeladen. Kohl selbst gehört zu den wenigen ausländischen Politikern, die bei einem Chinabesuch Tibet bereisten – eine Geste, die in den Augen der Pekinger Führung die Legitimität des Anspruchs Chinas auf Tibet bekräftigte. Nach Informationen der „Tibet Initiative Deutschland“ hat Kanzlerberater Joachim Bitterlich am Dienstag abend bei einem Gespräch seine Betroffenheit über die bedrückende Lage in Tibet ausgedrückt und versprochen, sich bei Kohl für einen offiziellen Empfang des Dalai Lama einzusetzen. Von ihrem bisherigen Kurs des Dialogs mit China auf der Basis bilateraler Wirtschaftsbeziehungen wolle die Regierung nicht abweichen. li