Hilfe für Ruander kann anlaufen

■ Frankreich übergibt Flughafen von Goma an die UNO / USA kündigen massive Hilfsflüge an

Berlin/Goma (taz) – Eine Woche nach dem Beginn des Massenexodus aus Ruanda kommt die internationale Hilfe in Gang. Die UNO übernimmt ab heute den Flughafen der zairischen Grenzstadt Goma, in deren Umgebung sich über eine Million ruandische Flüchtlinge drängen. „Ab Mitternacht steht der Flughafen unter UNO-Kontrolle“, sagte Christiane Bertillaume vom UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR der taz. Es solle eine internationale Luftbrücke eingerichtet werden.

Der Flughafen der kleinen zairischen Provinzstadt stand zuletzt unter französischer Militärkontrolle im Rahmen der französischen Ruanda-Intervention. In den letzten Tagen war es mehrmals zu Verstimmungen zwischen den Franzosen und Hilfsorganisationen gekommen, weil Militärflügen angeblich Priorität vor humanitären Flügen gegeben worden war. Der stellvertretende Leiter des UN-Welternährungsprogramms (WFP), Daan Everts, hatte am Dienstag kritisiert, es habe am selben Tag vier Militärtransporte und nur zwei Hilfsflüge gegeben. Gleichzeitig stünden vierzehn vollbeladene Flugzeuge für Goma auf dem Flughafen der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Schließlich gab Frankreich offenbar nach, so daß die vierzehn Flugzeuge nach UNHCR- Angaben noch am Dienstag landen konnten. Gestern flog auch erstmals die deutsche Bundeswehrmaschine mit Hilfsgütern von Nairobi nach Goma. Mit der UNO-Kontrollübernahme hofft das UNHCR nun, daß täglich 20 große Transportflugzeuge mit einer Kapazität von je 40 Tonnen in Goma landen können. Bedenken, der Provinzflughafen sei dafür zu klein, wies Bertillaume zurück: „Die Entladung von 600 bis 800 Tonnen Hilfsgütern pro Tag ist möglich.“ Die Luftbrückenoperation soll vom selben UNO-Krisenstab in Genf koordiniert werden, der bereits die Hilfsoperationen für die bosnische Hauptstadt Sarajevo leitet. Als bislang größtes Kontingent in der Luftbrücke haben die USA die Entsendung von 78 Flugzeugen angekündigt. Großbritannien will neben Flugzeugen Experten mit Material zur schnelleren Entladung von Hilfsgütern schicken. – Die Versorgungslage in Goma verschlechtert sich derweil immer weiter, da die aus Ruanda mitgebrachten Vorräte zur Neige gehen. Vor allem Wasser ist knapp. Das WFP hat zu massiver Finanzhilfe für Lebensmittelkäufe aufgerufen. Die bisherigen Lebensmittellieferungen der UN-Unterorganisation stammen nämlich vor allem aus den für Somalia, Äthiopien und Sudan vorgesehenen Vorräten. Das Prinzip Verschiebebahnhof ist auch andernorts bestimmend: Die Bundesregierung hat gestern neun Millionen Mark für die Flüchtlingshilfe zugesagt, wovon fünf Millionen aus der für Ruanda vorgesehenen Entwicklungshilfe kommen. Die EU hat ein Soforthilfeprogramm von 150 Millionen Ecu (288 Millionen Mark) beschlossen; dieses Geld wird jedoch aus dem Entwicklungshilfefonds für die im Lomé-Abkommen mit der EU verbundenen AKP-Staaten (Afrika, Karibik und Pazifik) abgezogen. Dominic Johnson

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