Freundliche Atmosphäre

■ Erfolgreiche Einführung einer Frauenliga im türkischen Fußball

Berlin (taz) – Zum erstenmal wurde in der vergangenen Saison in der Türkei auch eine Frauen- Fußballmeisterschaft ausgespielt. Den Titel gewann das Team einer Teppichfabrik aus Istanbul. Vor 17.000 Zuschauern siegte Dinarsu im Endspiel gegen Acalar Istanbul mit 3:1 und nahm neben dem Meistertitel eine Siegprämie von umgerechnet tausend Mark pro Spielerin in Empfang. Die Frauenliga hatte in der türkischen Öffentlichkeit auf Anhieb eine große Resonanz. Über die Spiele wurde im Fernsehen berichtet, zwei- bis dreitausend Besucherinnen und Besucher kamen im Schnitt zu den Begegnungen, die oft vor den Spielen der männlichen Profis stattfanden.

„Die Atmosphäre in den Stadien ist mit den Frauenspielen deutlich freundlicher geworden“, berichtet Ender Tras, 38maliger Junioren-Nationalspieler vom türkischen Pokalsieger Trabzonspor. Daß vermehrt Familien in die Stadien kämen, tue dem Fußball gut. Ender Tras meint sogar festgestellt zu haben, daß es durch die Anwesenheit von Frauen im Publikum weniger Randale auf den Rängen gäbe. „Manche Männer schämen sich über ihr gewalttätiges Verhalten und benehmen sich besser, wenn Frauen dabei sind.“

Sechzehn Frauenteams waren in die erste Liga-Saison gegangen, in vier Gruppen qualifizierten sich die Sieger für die Halbfinals. Nach Meinung von Ilker Inal, dem Manager des Meisters Dinarsu, habe die Liga sportlich gute Qualität gebracht. Allgemein werde das hohe technische Niveau gelobt. Durch die Ligagründung habe der Frauen-Fußball in der Türkei größeren Zulauf bekommen, viele Mädchen hätten Interesse an diesem Sport. Der nächste Schritt soll nun laut Inal der Aufbau eines Nationalteams sein. Rainer Hennies