Wochenend und Sonnenschein und rechte Lieder

■ Anschlag auf die Gedenkstätte Buchenwald / In Magdeburg, Schmölln und Briselang skandierten rechte Jugendliche das Horst-Wessel-Lied

Berlin (taz) – Die Täter, die am Wochenende in der Gedenkstätte Buchenwald Steine in Fenster schmissen, Nazi-Parolen grölten und eine Historikerin bedrohten, sind zwischen 18 und 27 Jahre alt. Gegen sie ermittelt die Staatsanwaltschaft Erfurt wegen Landfriedensbruchs und körperlicher Bedrohung. Die Landespolizei in Jena mochte keine näheren Angaben zu der Gruppe machen. Die Mehrzahl sei der Skinheadszene von Gera zuzurechnen, sagte ein Polizeisprecher. Sechs von ihnen stammten aus Erfurt. Bei einem von ihnen wurde ein T-Shirt mit dem Keltenkreuz beschlagnahmt. Dieses Kreuz gilt als Symbol der sogenannten Volkssozialistischen Bewegung Deutschlands und der Partei der Arbeit. Beide Organisationen, erklärte ein Polizeisprecher, seien verfassungsfeindlich.

Die Gedenkstätte Buchenwald wurde in der Vergangenheit häufiger von neonazistischen Gruppen heimgesucht. Das Konzentrationslager, 1937 errichtet, war eine der größten Stätten nationalsozialistischer Vernichtungsmaschinerie. Rund eine Viertelmillion Menschen wurden hierher verschleppt, etwa 43.000 Menschen wurden ermordet. Von 1945 bis 1950 internierte die sowjetische Armee in Buchenwald Kriegsgefangene.

Nicht nur in Weimar kam es am Wochenende zu rechten Gewaltschüben. In Magdeburg nahm die Polizei in der Nacht zum Samstag 14 Jugendliche fest. Sie hatten auf der Straße Nazi-Lieder gesungen und entsprechende Parolen gegrölt. Ein anonymer Anrufer alarmierte die Polizei, die prompt mit mehreren Streifenwagen auftauchte. Die Beamten sammelten die jungen Leute ein, sieben von ihnen ließen sie noch in der Nacht frei. Die übrigen verblieben bis Sonntag morgen in der Zelle.

Auch in anderen ostdeutschen Städten machten junge Menschen mit rechtsgestrickter Gesinnung auf sich aufmerksam. Am Samstag ließen sich einige von ihnen am Badesee im uckermärkischen Schmölln nieder und sangen das Horst-Wessel-Lied. Seitdem ermittelt das Polizeipräsidium Eberswalde wegen des Verbreitens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

In Briselang, im brandenburgischen Landkreis Havelland, skandierten junge Menschen „Sieg Heil!“ und andere Nazi-Parolen. Zunächst wurde die Gruppe von der Polizei stundenlang bespäht, bevor die Durchsuchung folgte. Die Beamten fanden einen Text des Horst-Wessel-Liedes und Propagandamaterial der NPD. Die Gruppe wurde auf die Wache gebracht. Bei der Feststellung der Personalien kam heraus, daß einer gerade auf Hafturlaub war; er sitzt derzeit wegen rechtsgerichteter Straftaten in Berlin ein. roga