GSG 9 beendet Geiselnahme

■ Hintergrund ist überlange Abschiebehaft

Kassel (AFP) — Die Geiselnahme in der Kasseler Untersuchungshaftanstalt ist gestern morgen ohne Blutvergießen beendet worden. Der 39jährige Gefängnisaufseher, der rund 22 Stunden in der Gewalt von überwiegend algerischen Abschiebehäftlingen war, befinde sich „in einem vergleichsweise guten Zustand“, sagte der hessische Innenminister Gerhard Bökel (SPD). Bei der Befreiung sei auch von den Geiselnehmern niemand verletzt worden. Zunächst 39 Häftlinge hatten den Aufseher Sonntag morgen gegen 10.30 Uhr mit einer Bombenattrappe in ihre Gewalt gebracht. Am Abend mußte die Polizei einen Versuch der Geiselbefreiung abbrechen. Als am Montag um 8.45 Uhr dann „der Zugriff der GSG 9 erfolgte“, seien noch 28 Geiselnehmer beteiligt gewesen, berichtete der Minister weiter. Zu den Motiven der Geiselnehmer machte Bökel keine Angaben. Sie hätten zunächst die Ausreise nach Frankreich verlangt, seien dann aber mit einer Verlegung nach Wiesbaden einverstanden gewesen. Im April war es bereits in Leverkusen zu einer Meuterei von algerischen Abschiebehäftlingen gekommen. Hintergrund war auch damals, nach Angaben der Polizei, die wegen „bürokratischer Schwierigkeiten“ mit den algerischen Behörden bis zu 18 Monate dauernde Abschiebehaft. Seite 3