Moralischer Finger

■ Die gelbe Bio-Tonne wird von den HummelsbüttlerInnen kaum verwendet

„Enttäuscht“ ist unsere Umweltbehörde über die schlappen HummelsbüttlerInnen: Denn die im Juni gestartete Offensive, auch in diesem Hamburger Stadtteil die gelbe Bio-Mülltonne zu installieren, will nicht so recht nach vorne losgehen. Von 1.400 ausgeguckten Haushalten, die nach Meinung der Umweltbehörde organischen Abfall und anorganischen Krempel in zwei verschiedene Behälter füllen könnten, hätten sich bislang nur 78 Haushalte und ein Gewerbe-Betrieb für dieses angebliche Öko-Verfahren entschieden, mault die Pressestelle der Behörde.

Da muß sich doch ein schlechtes Gewissen bei den HummelsbüttlerInnen einstellen! Schließlich sind die HarburgerInnen ja nicht so faul: Dort, so rechnet uns das Amt vor, seien von „10.000 möglichen Haushalten bereits über 8.000 an die getrennte Sammlung von organischen Abfällen angeschlossen“. Doch Hummelsbüttel verschließt sich nicht alleine gegen die sogenannte Anschließung. Auch in Bergedorf wird müll-geschlampt, nur 10 Prozent würden dort die gelben Tonnen haben, resümiert die Behörde.

Solchermaßen wachgerüttelt, stellt sich die Frage nach dem Grund dieses bürgerlichen Widerstands gegen die scheinbare Vernunft. Vielleicht ist es nur die Frage, wohin mit dem gelben Ungetüm? Oder sind die Menschen in Hummelsbüttel schlicht desinteressiert, gar zu doof? Oder liegt es daran, daß es vielleicht mehr Geld kosten könnte, wenn man brav trennt?

Denn die Umweltbehörde konstatiert: „Zusätzliche Gebühren entstehen nicht, wenn das geleerte Gesamtvolumen der Bio-Tonne und der Restmülltonne zusammen dem früheren Volumen der Mülltonne entspricht.“ Pech hat, wer dann genauso viel Müll wie vorher produziert, oder gar noch Abfall spart. Im ersten Fall kann das Bio-Volumen stärker zusammensacken – durch hohle Plastik-Becher nicht behindert, klumpt Organisches besser zusammen. Im zweiten Fall haben wir es mit einer Bestrafung für Müllvermeidung zu tun: Wer weniger Abfall produziert und brav trennt, muß dazuzahlen.

Liebe Umweltbehörde, statt den HummelsbüttlerInnen via Pressemitteilung den moralischen Zeigefinger zu präsentieren, solltest Du lieber Dein Müll-Konzept überdenken! Oder wird bei Dir getrennt gedacht: pro Bio und pro Kohle? ab